Dr. Eric I. Benchimol, ein pädiatrischer Gastroenterologe am Kinderkrankenhaus von Ost-Ontario in Ottawa, Kanada, und seine Kollegen vom Institute for Clinical Evaluative Sciences (ICES) analysierten die Daten für 45.567 kanadische Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen. Zu den entzündlichen Darmerkrankungen zählen Experten vor allem Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Betroffene leiden ohne Behandlung lebenslang unter Entzündungen im Verdauungstrakt, was zu Durchfällen, Blut im Stuhl, Bauchschmerzen und Gewichtsverlust führt.
Die Kanadier stellen fest, dass 6.662 IBD-Patienten aus dem ländlichen Raum und 38.905 aus städtischen Gebieten stammten.
Rein rechnerisch ergab das eine Verteilung von 33,16 Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen pro 100.000 Einwohnern in der Stadt und 30,72 pro 100.000 Einwohnern auf dem Land (Inzidenzrate 0,9). Die „Schutzwirkung“ war bei Kindern unter 10 Jahren am stärksten (Inzidenzrate 0,58) und bei 10- bis 17,9-Jährigen (Inzidenzrate 0,72). Die ersten fünf Lebensjahre auf dem Land spielten dabei anscheinend eine entscheidende Rolle.
"Die Erkenntnisse bestärken auch unser in der Annahme, dass bestimmte Umweltfaktoren, die eine entzündliche Darmerkrankung begünstigen, bei Kindern noch einflussreicher sind als bei Erwachsenen", erklärte Benchimol in einer Krankenhaus-Pressemitteilung. "Diese aktuelle Studie zeigt erneut, welche Bedeutung die frühen Lebensumstände auf die Entwicklung eines Kindes haben.
Kanada weist weltweit die höchsten Raten von minderjährigen Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen auf. Insbesondere bei den Kindern unter 5 Jahren stieg die Erkrankungszahl um jährlich um etwa 7,2% von 1999 bis 2010. Derzeit leben etwa 3.000 Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren mit IBD in Kanada.
Forscher vermuten, dass eine Änderung in der bakteriellen Zusammensetzung des Darms für die Zunahme der IBD-Fälle verantwortlich sein könnte, aber sie wissen nicht, was die Änderung verursacht. Eine These ist, dass neben genetischen Faktoren eine Kombination von Umweltfaktoren dafür verantwortlich sein könnte, wie frühzeitige Exposition gegenüber Antibiotika, bestimmte Ernährungsweisen oder niedrigere Vitamin-D-Spiegel.
In den letzten 20 Jahren gab es auch in anderen westlichen Ländern eine Zunahme der Erkrankungen von Morbus Crohn und Colitits ulcerosa, und hier insbesondere bei den 14- bis 18-Jährigen - auch in Österreich. In Österreich leiden schätzungsweise 20.000 bis 40.000 Menschen an diesen entzündlichen Darmerkrankungen.
Quelle: HealthDay, ICES, American Journal of Gastroenterology, Ärztezeitung.at