Langer Aufenthalt in Kindertagesstätte verschlechtert Verhalten kleiner Kinder nicht

Kleine Kinder, die längere Zeit in Kindertagesstätten verbringen, entwickeln einer amerikanischen Studie zufolge kein größeres Risiko für Verhaltensprobleme.

 

In einer amerikanischen Studie, die in der Zeitschrift „Child Development“ veröffentlicht wurde, werteten Forscher*innen die Daten von mehr als 10.000 Vorschulkindern aus sieben Studien aus fünf Ländern in Nordamerika und Europa aus. Demnach zeigten Kleinkinder und Vorschulkinder, die längere Zeiträume in Kindertageseinrichtungen verbrachten, keine Verhaltensprobleme.

Basierend auf Berichten von Lehrern und Eltern fanden die internationalen Wissenschaftler*innen keine Zunahme von „externalisierenden“ Verhaltensweisen wie Mobbing, Streitereien, Schlagen, Beißen, Treten, Haareausreißen oder Ruhelosigkeit. „Dies ist beruhigend angesichts der Tatsache, dass die Trends bei der Nutzung von Kinderbetreuung und der Erwerbsbeteiligung der Eltern wahrscheinlich stabil bleiben werden“, schrieb die Gruppe unter der Leitung von Catalina Rey-Guerra, einer Doktorandin am Boston College in Massachusetts.

Die Studie fand auch keine Hinweise darauf, dass der sozioökonomische Status wie das Haushaltseinkommen und das Bildungsniveau der Mutter Einfluss darauf hatte, wie lange ein Kind in der Betreuungseinrichtung verbrachte.

Die Einrichtungen hatten demnach keinen negativen Effekt auf das Verhalten, sondern boten sogar noch dauerhafte Lernvorteile durch ständige Anreize und Förderung.
Rey-Guerra zufolge bietet die Kinderbetreuung Leistungsvorteile für Kinder und ermöglicht Eltern, ihrer Arbeit nachzugehen. Richtlinien, die den Zugang zu hochwertiger Kinderbetreuung sicherstellen, sollten eine internationale Priorität sein, betonte sie.
Überfüllte Kindertagesstätten wirken sich ungünstig aus
Seit fast 40 Jahren diskutieren Forscher*innen darüber, welche Auswirkungen die Zeit in der Kindertagesstätte auf Kinder hat. Die meisten Hypothesen, die einen schlechten Einfluss durch Gemeinschaftseinrichtungen für kleine Kinder vorhersagten, haben sich nicht bewahrheitet, so Rey-Guerra.

„Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass das Risiko [für ungünstige Entwicklungen] steigt, wenn Kinder während ihrer gesamten Kindheit ununterbrochen Zeit in Räumen mit übermäßig großen Gruppen von kleinen Kindern verbringen, zum Beispiel, wenn Gemeinschaftseinrichtungen das empfohlene Erzieher-Kind-Verhältnis überschreiten.“ (Die Autoren nennen z.B. ein Verhältnis Erzieher zu Kind von 1:4 für Säuglinge, 1:7 für Kleinkinder und 1:8 für Vorschulkinder).

Gute Kinderbetreuung fördert soziale Fähigkeiten

Qualität sei der Schlüssel. Bei schlechter Qualität sei es wahrscheinlicher, dass Kinder schlecht angepasste und gestresste Verhaltensweisen wie Aggressionen und Stimmungsschwankungen entwickeln, kommentierte Prof. Dr. Carol Weitzman, MD, von der Harvard Medical School, die nicht an der Studie beteiligt war.

Sie stellte fest, dass Kinder im Vorschulalter von ihrer Entwicklung her bereit sind, zwischenmenschliche Situationen zu bewältigen, wie das Teilen, gemeinsam mit einem Spielzeug spielen und zu warten, bis die eigenen Bedürfnisse erfüllt werden. „Eine hochwertige Kinderbetreuung bietet Kindern ein Gerüst, damit sie lernen können, Gefühle zu erkennen und zu beschreiben und immer komplexere soziale Situationen zu bewältigen.“ Sie kann Vorschulkindern auch dabei helfen, Freundschaften aufzubauen und die Erfahrungen anderer zu verstehen.

Quellen: webmd.com, Child Development