Die sogenannte subakute sklerosierende Panenzephalitis - kurz SSPE - wurde bei ihr 2014 im Alter von 4 Jahren diagnostiziert. Gegen diese Spätfolge einer Maserninfektion gibt es keine Therapie. „Dieser tragische Fall zeigt, wie gefährlich Masern sein können. Das Virus ist hoch ansteckend. Vor allem Säuglinge sind gefährdet, da sie noch nicht geimpft werden können. Die Impfung (MMR) sollte ab den 10. Lebensmonat beginnen – idealerweis vor dem Eintritt in eine Gemeinschaftseinrichtung - in Ausnahmesituationen (bei aktuellen Masernausbrüchen) schon ab dem vollendeten 6. Lebensmonat. Sie ist in Österreich kostenlos und wird in Form einer zweimaligen Dreifachimpfung verabreicht (mit Mumps und Röteln). In den ersten Lebensmonaten vor dieser Impfung sind Babys nur dann gegen eine Infektion geschützt, wenn die Mutter Antikörper gegen Masern hat. Diese werden mit dem Blut über die Nabelschnur an das Kind übertragen. Dieser sogenannte Nestschutz kann aber nur dann von der Mutter an das Kind weitergegeben werden, wenn die Mutter selbst gegen Masern geimpft ist oder die Krankheit selbst durchgemacht hat. Aktuelle Studien zeigen, dass dieser Nestschutz schon mit 6 Monaten abgebaut sein kann. Viele Frauen mit Kinderwunsch haben aber selbst gar keinen Schutz gegen Masern“, warnt Dr. Rudolf Schmitzberger, Impfexperte der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Erwachsene, die 1966 bis1976 geboren worden sind, haben zudem oft die damals übliche Impfung mit inaktiviertem Masernimpfstoff als Einzel- oder Kombinationsimpfung erhalten. Auch sie sollten zwei Dosen MMR-Impfstofferhalten. Insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen gibt es große Impflücken. Mit der Einführung der Impfung gegen Masern in den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts konnten die Masern stark zurückgedrängt werden. Viele Kinder mussten diese potentiell tödliche Virusinfektion nicht mehr durchmachen. Die Krankheit verlor ihre Bedrohung – in den Generationen danach waren die Impfquoten nicht ausreichend, um die Masern zu eliminieren. „Leider ist es sehr schwer, die Impflücken bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu schließen, und genau deshalb erkranken nun immer häufiger neben den ungenügend geimpften kleinen Kindern auch ältere Menschen an der ‘Kinderkrankheit' Masern“, erläutert Dr. Schmitzberger die Altersverteilung der letzten größeren Masernausbrüche.
Frauen mit Kinderwunsch sollten ihren Impfschutz unbedingt überprüfen
In den ersten Lebensmonaten kann eine Ansteckung mit Masern fatale Folgen haben. Je jünger die Kinder bei der Erstinfektion sind, desto höher ist das Risiko, an der immer tödlich verlaufenden Spätfolge der Masern zu versterben. „Im Säuglingsalter verlaufen die Masern meist harmlos. Wenn allerdings die Masernviren unbemerkt ins Gehirn gelangen, können die Folgen dramatisch sein. Denn durch die Vermehrung der Viren im Gehirn einige Jahre später wird dieses nach und nach zerstört. Diesen fortschreitenden Prozess können wir nicht aufhalten. Am Ende ist das Gehirn regelrecht durchlöchert. Der Krankheitsverlauf ist grausam, da die betroffenen Kinder alles verlernen, was sie bereits gekonnt haben. Insofern sollte jede Frau mit Kinderwunsch ihren Impfschutz überprüfen – egal, ob beim Frauenarzt oder beim Hausarzt. Bei einem unklaren Impfstatus raten wir in jedem Fall zur Impfung. Auch alle anderen Menschen sollten ihren Impfschutz gegen Masern überprüfen und gegebenenfalls die Impfung nachholen, damit Säuglinge in der schutzlosen Zeit zwischen Nestschutz und Impfung nicht angesteckt werden“, appelliert Dr. Schmitzberger. Nach dem Impfplan sollen generell alle Kinder - möglichst bis zum abgeschlossenen zweiten Lebensjahr - zweimal eine Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln erhalten. Bei fehlender Immunität auch nur gegen eine Impfkomponente oder fehlender Impfdokumentation kann die Kombinations-Impfung (MMR) in jedem Lebensalter nachgeholt werden; es werden 2 Dosen MMR-Impfstoff empfohlen. Im Erwachsenenalter besteht ein besonderes Risiko für einen schweren Verlauf hinsichtlich Masern und Mumps.
Als Folge der großen Masernepidemie von 1993 bis 1997 mit schätzungsweisen 28.000 bis 30.000 Maserninfektionen erkrankten allein zwischen 1997 und 2007 16 Kinder in Österreich an der SSPE.
Quelle: Impfplan Österreich 2016