Kinderaerzte-im-Netz.at

Ihre Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Magenpförtnerenge: Häufige Ursache für schwallartiges Erbrechen des Babys nach dem Füttern

Wenn ein sonst gesundes Baby im Alter von etwa zwei bis zehn Wochen immer wieder circa eine halbe Stunde nach dem Essen schwallartig erbricht, kann dies auf einer ungewöhnlich starken Verdickung des Pförtnermuskels (Pylorus) am Magenausgang beruhen.

Der Pförtner steuert die Magenentleerung. Ist er verdickt, verhindert er den Durchtritt des Mageninhalts in den Darm. Babys bekommen deshalb häufig nach dem Übergeben wieder Hunger. Längerfristig fällt eine mangelnde Gewichtszunahme auf. Manchmal können Eltern nach der Nahrungsaufnahme auch wellenartige Bewegungen im Bauch bemerken. „Muss sich ein Säugling mehrmals nach dem Stillen schwallartig übergeben, sollten Eltern mit ihm zum Kinder- und Jugendfacharzt. Das Erbrochene entweicht unter starkem Druck und kann sogar etwa einen halben Meter weit spritzen. Insbesondere kleine Kinder können durch den Flüssigkeitsverlust schnell austrocknen. Eingesunkene Fontanellen, trockene Schleimhäute, kaum Tränenflüssigkeit, Abnahme der Urinmenge, unelastische Haut und Teilnahmslosigkeit sind Warnzeichen dafür“, mahnt Assoc.-Prof. Dr. Martin Wald, Leiter der Arbeitsgruppe Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Bei starkem Flüssigkeitsverlust muss dem Säugling als erste medizinische Maßnahme rasch Flüssigkeit zugeführt werden.

Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung lässt sich die Verengung des Magenausgangs, die sogenannte hypertrophe Pylorusstenose, erkennen. „Bestätigt sich der Verdacht, hilft ein minimal-invasiver oder ein kleiner offen-chirurgischer Eingriff. Die minimal-invasive Technik hat sich mittlerweile so weiterentwickelt, dass damit auch bei Neugeborenen eine hypertrophe Pylorusstenose sicher behoben werden kann“, betont Assoc.-Prof. Dr. Wald, der der Division für Neonatologie der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde am Landesklinikum in Salzburg vorsteht. Oft kann das Baby bereits zwei bis 4 Stunden nach der Operation wieder Milchnahrung bekommen.

Vielfältige Ursachen vermutet

Warum sich der Muskel übermäßig stark ausbildet, ist nicht bekannt. Umwelt- und genetische Faktoren spielen anscheinend eine Rolle. Als Risikofaktoren stehen die frühe Einnahme bestimmter Antibiotika in Verdacht, das Füttern mit dem Fläschchen, Frühgeburt, Erstgeburt, Kaiserschnitt und auch Rauchen in der Schwangerschaft. Für genetische Faktoren spricht, dass eine Magenpförtnerenge gehäuft in Familien auftritt. Hatte der Bruder oder die Schwester eines Babys eine Magenpförtnerenge, hat es im Vergleich zu anderen Kindern ein etwa zwanzigfach erhöhtes Risiko, ebenso eine Pylorusstenose zu entwickeln. Bei Zwillingen steigt das Risiko sogar um das Zweihundertfache.

Etwa zwei bis fünf Kinder unter 1.000 sind von einer Pylorusstenose betroffen - mehr Jungen als Mädchen (4:1).

Quellen: Leitlinie Hypertrophe Pylorusstenose, Semin Pediatr Surg., StatPearls Publishing, Paediatr. Paedolog.
_____________
Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.at. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des ÖGKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.