Masernvirus schwächt das Immunsystem

Das Masernvirus ist nicht nur sehr ansteckend, es macht auch anfälliger für Folgeerkrankungen wie Lungen- oder Mittelohrentzündung oder Magen-Darm-Entzündungen, weil es das Immunsystem unterdrückt bzw. das Immungedächtnis für Keime des Alltags zu beeinträchtigen scheint.

Diese Immunsuppression kann bis zu zwei Jahre lang anhalten. Dies erklärt auch, warum sich die Kindersterblichkeit dort deutlich verringerte, wo die Masernimpfung eingeführt wurde - und dies in einem größeren Umfang, als durch eine Masernimpfung alleine zu erwarten gewesen wäre.
Schätzungsweise 100.000 Patienten sterben weltweit jährlich an den Folgen von Masern. Um Masern ausrotten zu können, wären Durchimpfungsraten von über 95% erforderlich.

In Europa treten Masernerkrankungen hauptsächlich bei Ungeimpften auf, und dies in allen Altersgruppen. Die höchsten Fallzahlen wurden für Frankreich, Italien, Bulgarien, Litauen und Polen gemeldet. 6.265 Masernerkrankungen wurden bereits von Januar bis April 2019 in Europa dokumentiert. Die Durchimpfungsrate liegt in den meisten Ländern unter 95%. Nur vier Länder weisen der WHO-UNICEF zufolge für die erste und zweite Masernimpfung eine Durchimpfungsrate von über 95% auf: Ungarn, Portugal, Slowakei und Schweden.

Das Fazit von Vytenis Andriukaitis, EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, lautet: "Wir müssen uns einem ‚Reality Check‘ stellen: Nur vier EU-Länder erreichen das notwendige Ziel von mindestens 95% Immunisierung für zwei Dosen, womit eine Herdenimmunität erreicht werden könnte. Warum ist das wichtig? Es ist wichtig, weil wir uns gegenseitig schützen: Um die Krankheit ausrotten zu können und diejenigen unter uns zu schützen, die aus verschiedenen Gründen nicht geimpft werden können, müssen wir uns alle impfen lassen. Es geht nicht nur um persönliche Entscheidungen, es ist hier auch um Solidarität …“

In Österreich wurden bereits 131 Masern-Fälle gemeldet (Stand 26.6.19, BASGK), betroffen waren dabei die Bundesländer Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol, Vorarlberg und Wien.

Quellen: Springer Medizin Österreich, ECDC, BASGK