"Unsere Ergebnisse sind von hoher klinischer Relevanz, da Schlafprobleme eine große Rolle spielen, wenn Eltern und Ärzte über eine Pharmakotherapie nachdenken", erklärte Solleveld. An der Studie nahmen 50 Jungen im Alter zwischen 10 und 12 Jahren teil. Die Jugendlichen wurden entweder mit Methylphenidat oder einem Placebo behandelt. Als die Teilnehmer nach 16 Wochen mit der Einnahme aufhörten, blieben bei den mit Methylphenidat behandelten Probanden die positiven Auswirkungen auf die Schlafqualität, Schlafenszeit und Schlafdauer auch noch mindestens 1 Woche erhalten, berichtete Dr. Solleveld von der Universität in Amsterdam.
Während viele Eltern die Verbesserung der Verhaltensprobleme bei ADHS durch Methylphenidat begrüßen, haben sie häufig Bedenken, dass sich das Medikament nachteilig auf den Schlaf ihres Kindes auswirken könnte. Die aktuellen Studienergebnisse können diese Bedenken entkräften.
Schlafstörungen sind ein großes Problem bei Patienten mit ADHS: Sie neigen dazu, spät einzuschlafen und wachen häufiger während der Nacht auf, was die Schlafdauer insgesamt verringert und zu einem wenig erholsamen Schlaf führt, verdeutlichte Dr. Solleveld.
Bisher lagen unterschiedliche Ergebnisse zu den Auswirkungen von Methylphenidat auf den Schlaf bei Kindern vor. Wenige negative Studien waren zu kurz, um aussagekräftige Ergebnisse zu liefern, so Dr. Solleveld. Sie ist der Meinung, dass mindestens 8 Wochen Behandlungszeit erforderlich sind, um die Wirkung des Medikaments auf Schlafprobleme richtig bewerten zu können.
Die Schlaf-Effizienz - das primäre Studienergebnis - zeigte eine Verbesserung um 5% bei der Methylphenidat-Gruppe, war aber unverändert bei den Patienten, die mit einem Placebo behandelt wurden. Die Jungen, die Methylphenidat erhielten, schliefen früher ein, brauchten weniger lange, um einzuschlafen, und schliefen länger, verglichen mit ihren Gleichaltrigen ADHS-Patienten ohne Behandlung.
Dass die Schlafverbesserung durch Methylphenidat noch eine Woche nach der Arzneimittelgabe anhält, steht im Einklang mit der von Dr. Solleveld und ihren Kollegen in der Vergangenheit durchgeführten Studie mit bildgebenden Verfahren. In einer Veröffentlichung dazu vermuten die Forscher, dass die Auswirkungen der Stimulanzientherapie je nach Alter unterschiedlich seien. Patienten, die in jüngeren Jahren mit einer Therapie begannen, reagierten stärker darauf, was sich an Aufnahme des Gehirns ablesen ließ.
Quelle:
Programme of the 30th ECNP Congress - Paris 2017: Presentation P.7.d.010, Pediatric News, NeuroImage: Clinical,