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ÖGKJ: Gemeinsames Spielen fördert kleine Kinder mehr als blinkende Bildschirme

Die Österreichische Gesellschaft für Kinder und Jugendheilkunde (ÖGKJ) rät in Übereinstimmung mit den amerikanischen Kinder- und Jugendärzten - American Academy of Pediatrics (AAP) – Eltern dazu, lieber auf traditionelles einfaches Spielzeug, wie z.B. Bauklötze, Bälle und Spielzeugfiguren, zurückzugreifen, als Kindern technisch voll ausgerüstete, blinkende oder geräuschvolle Spielzeuge oder Bildschirme anzubieten.

„Die Entwicklung von Kindern fördern insbesondere jene Spielzeuge, die Interaktionen mit Eltern, Betreuern oder anderen Kindern anregen oder den Kindern erlauben, „so zu tun, als ob“ und sich positiv auf die Fantasie auswirken. Elektronisches Spielzeug, Tablets und Ähnliches können das elterliche Engagement, was für eine gesunde Entfaltung von Kindern von entscheidender Bedeutung ist, nicht ersetzen. In den meisten Fällen isolieren diese Geräte Kinder, lassen sie inaktiv und wenig kreativ sein“, verdeutlicht OA. Dr. Manuela Baumgartner, die die AG Neuropädiatrie der ÖGKJ leitet.

Weniger ist mehr

Einfach sei wirklich besser, erklärt die amerikanische Gesellschaft in ihrem aktuellen Statement zum Thema „Spielzeugauswahl“, dem sich die ÖGKJ anschließt. Der AAP zufolge müsse Spielzeug nicht auffällig oder teuer sein oder mit einer App ausgestattet sein. Ideale Spielsachen seien solche, die dem Entwicklungsstand von Kindern entsprächen und gleichzeitig neue Fähigkeiten förderten. Beispielsweise eignen sich Bauklötze für verschiedenen Altersstufen, da kleine Kinder sie einfach aufeinanderstapeln, während größere Kinder mit ihnen ganze „Welten“ erschaffen. „Kinder müssen genauso wenig besonders viel Spielzeug besitzen. Dies kann Kinder sogar überfordern und ablenken. Mit weniger Spielzeug können sie sich besser und länger auf einzelne Spielsachen konzentrierten und nutzen diese oft erfinderischer“, gibt OA .Dr. Manuela Baumgartner von der Ambulanz für Entwicklungsneurologie und Neuropädiatrie am Ordensklinikum Linz zu bedenken. Spielen ist wichtig für die frühe Gehirnentwicklung. Dabei „trainieren“ Kinder Sprach-, Rechen-, Problemlösungs-, motorische sowie sozialen Fähigkeiten und entwickeln Kreativität und Fantasie. Spielen gewinnt im Übergang vom Säuglingsalter zum Kleinkindalter immer mehr an Bedeutung.

Experten teilen Spielzeug in fünf Kategorien:

  • Symbolisches Spielzeug, mit dem Kinder „so tun als ob“ (z. B. Puppen, Spielzeugbauerhof, Actionfiguren, Autos, „Puppengeschirr“ usw.)
  • Spielzeug für die Feinmotorik (z. B. Blöcke, Formen, Puzzles usw.)
  • Künstlerisches Spielen (z. B. Ton formen und bemalen)
  • Spiele, die mit Sprache oder/und bestimmten Systemen funktionieren (z. B. Karten- und Brettspiele)
  • Spielzeug für die Grobmotorik (z. B. große Spielzeugautos, Dreiräder und Spielzeug zum Schieben und Ziehen)

Die ÖGKJ und AAP geben u.a. folgende Tipps:

  • Insbesondere im Säuglingsalter sind sensible Reaktionen auf das Kind und warmherzige Interaktionen, die die Beziehung stärken, entscheidend. Zum Beispiel, wenn ein Baby Eltern anlächelt, lächeln diese zurück. Pädagogische Ziele sollten in den Hintergrund treten.
  • Spielzeug, das das gemeinsame Spiel fördert, ist das beste Spielzeug ab Kleinkindalter.
  • Eltern sollten Spielzeug wählen, das den Spielverlauf nicht zu stark bestimmt und nicht „überstimuliert“, sondern die Vorstellungskraft der Kinder anregt.
  • Spielzeug, das rassen- oder geschlechtsspezifische Stereotypen bestärkt, sollten Eltern meiden.
  • Kinder unter zwei Jahren sollten keine Zeit vor dem Bildschirm verbringen. Kinder über zwei Jahren und bis ins Vorschulalter hinein sollten den Empfehlungen der ÖGKJ zufolge höchsten 30 Minuten am Tag vor einem Bildschirm verbringen. Diese Altersgruppe sollte auch nur dann Computer- oder Videospielen verwenden, wenn sie für die Altersstufe geeignet sind und wenn Kinder von einem Elternteil oder einer Bezugsperson dabei begleitet werden.

Quellen: Pediatrics (1, 2), AAP News (1, 2), Scarymommy.com

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Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich:
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