ÖGKJ-Stellungnahme: Impfen rettet Leben

Die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) nimmt Stellung zur aktuellen Impfdebatte. In diesem Rahmen betont der Kinderarzt und ÖGKJ-Präsident Prim. Univ. Prof. Dr. Wolfgang Sperl vom Universitätsklinikum Salzburg: „Impfen war, ist und bleibt alternativlos!“

Aus gegebenem Anlass, vor allem aber auch aufgrund der steigenden Zahl von „Impfgegnern“ bzw. der unbegründet wachsenden Skepsis gegenüber den so erfolgreichen Impfprogrammen der vergangenen Jahrzehnte ist es uns wichtig, die Bevölkerung umfassend, unabhängig und neutral zu informieren. „Es ist uns ein Anliegen, die Errungenschaften insbesondere des Mutter-Kind-Passes sowie des Impfplans des Gesundheitsministeriums weiter aktiv umzusetzen. Offensichtlich und leider ist es immer noch eine Notwendigkeit auf die Wirkung und Wichtigkeit der Durchimpfungen öffentlich hinzuweisen“, so Sperl. Das Gratiskinderimpfprogramm wurde vor mehr als 20 Jahren mit dem Ziel ins Leben gerufen, allen in Österreich lebenden Kindern bis zum 15. Lebensjahr Zugang zu den für die öffentliche Gesundheit wichtigen Impfungen zu ermöglichen.

Der österreichische Impfplan kennt ausschließlich einen Nutznießer: die in Österreich lebenden Kinder und Jugendlichen. „Schutzimpfungen gehören, vor allem im Kindesalter, zu den wichtigsten und wirksamsten präventiven Maßnahmen, die in der Medizin zur Verfügung stehen – die überaus selten auftretenden Nebenwirkungen stehen in keinerlei Relation zur Schwere der potentiell auftretenden Krankheiten“, sagt Prof. Sperl abschließend.

Fakten zur Masernimpfung

Masern sind eine hochinfektiöse, virale Infektionskrankheit, die bei ungeschützten Personen in über 90% mit einer klinischen Symptomatik einhergeht. Die Masernviren werden direkt oder durch Tröpfcheninfektion übertragen und führennach einer Inkubationszeit von 8-12 Tagen zu ersten Symptomen wie Fieber, Schnupfen undBindehautentzündung und danach zum Auftreten eines Ausschlages, begleitet von einem Fieberanstieg.

Die Komplikationsrate beträgt in den Industrienationen 20%, am häufigsten werden Durchfall, Mittelohrentzündung, Krampfanfälle und Lungenentzündung beobachtet.

Eine seltene Spätfolge ist die immer tödlich endende subakut sklerosierende Panenzephalitis (SSPE). In Industriestaaten stirbt etwa eines von 1. 000 mit Masern infizierten Kindern an dieser Erkrankung. „Da der Mensch der einzige Wirt für Masernviren ist, können die Masern nur durch eine konsequent hohe Durchimpfungsrate der Bevölkerung ausgerottet werden“, sagt. Univ. Prof. Dr. Werner ZENZ, Leiter der Forschungseinheit für Infektiologie und Vakzinologie an der Medizinischen Universität Graz.
In Österreich sowie in vielen Ländern Europas (Ausnahme Nordeuropa) sind die Durchimpfungsraten nicht ausreichend hoch, daher sind Masern-Ausbrüche noch immer Realität.

Die letzte große Epidemie mit vermeidbaren Todesfällen trat in Österreich in den 90er Jahren auf. In Folge der damaligen Epidemie starbenzwischen 1997 und 2007 16 Kinder an der subakut sklerosierenden Panenzephalitis (SSPE). Im Jahr 2008 kam es in Österreich durch Einschleppung von Masern aus der Schweiz aus einer Schule mit nicht geimpften Kindern zu einem Masernausbruch mit insgesamt 443 Fällen. Besonders betroffen war in der Folge die Altersgruppe der 15- bis 30-Jährigen.
„Seitdem sind wir jährlich mit Ausbrüchen konfrontiert, die auf eingeschleppten, sporadischen Masernfällen oder Ausbrüchen beruhen und anzeigen, dass noch immer keine ausreichende Herdenimmunität besteht, um diese Infektionsketten zu stoppen“, so Zenz abschließend.

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