Kinderaerzte-im-Netz.at

Ihre Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Österreichische Experten: Erfolg der Impfprogramme ist zu wenig bekannt

In einem Interview in der Fachzeitschrift „Pädiatrie & Pädiologie“ belegen Univ. Professorin Ursula Kunze vom Zentrum für Public Health an der Medizinischen Universität Wien und Univ. Professor Elmar Joura von der Klinischen Abteilung für Allgemeine Gynäkologie an der Medizinischen Universität Wien, welche Erfolge die Impfprogramme aufzuweisen haben – Fakten, die ihrer Meinung nach viel zu wenig bekannt sind.

Pocken konnten durch ein weltweites Impfprogramm ausgerottet werden – und das in einem Zeitraum von 14 Jahren. Der letzte Fall wurde 1977 registriert.

Kinderlähmung, die lebenslange Lähmungen und in 10% der Fälle zum Tod führt, konnte zu 99% zurückgedrängt werden.

Einweisungen von Kindern in Krankenhäuser aufgrund von schweren Durchfallerkrankungen durch Rotavirusinfektionen haben seit der Einführung der Schluckimpfung in Österreich 2007 um 90% abgenommen. Vor dieser Zeit mussten jährlich noch 2.900 bis 4.400 Kinder deshalb ins Spital.

Weltweit konnten zwischen 2000 und 2015 die Todesfälle aufgrund einer Masernerkrankung durch die Impfung um 79% gesenkt werden, doch Univ. Professorin Kunze bedauert, dass die Durchimpfungsraten in Österreich nach wie vor noch schlecht sind. Um die Masern in den nächsten Jahren auszurotten, müssten für beide Impfungen Durchimpfungsraten von 95% erreicht werden. Insbesondere bei den Geburtsjahrgängen 2008 und 2010 sowie bei den in den 1990er Jahren geborenen sind die Durchimpfungsraten sehr schlecht. Professorin Kunze kritisiert, dass viele immer noch fälschlicherweise glauben, dass es sich um eine harmlose „Kinderkrankheit“ handele. Doch ein Viertel der Erkrankten erleidet Komplikationen, wie z.B. Mittelohrentzündung, Durchfall, Lungenentzündung oder sogar Gehirnentzündung.

Univ. Professor Dr. Elmar Joura verdeutlicht die Bedeutung der HPV-Impfung: Zwei Drittel aller Menschen stecken sich im Laufe ihres Lebens mit Humane Papilloma-Viren (HPV) an, die Krebs auslösen können. Denn ein Teil dieser Viren ist für Krebsvorstufen und schließlich Krebs verantwortlich, wie Gebärmutterhalskrebs, Scheidenkrebs, Krebs der Schamlippen, Penis- und Analkrebs sowie Krebsformen, die sich im Kopf- und Hals-Rachen-Bereich entwickeln. Die HPV-Impfung schützt vor diesen onkogenen Viren zu über 90%. Für Österreich könnte dies – schon bei einer Durchimpfungsrate von 50% - rein rechnerisch bedeuten, dass tausende Frauen in den nächsten Jahrzehnten durch die HPV-Impfung von einer Krebserkrankung verschont blieben.

Quelle: Pädiatrie & Pädologie