Seit Antibiotika verfügbar sind, haben Komplikationen aufgrund von Ohrinfektionen stark abgenommen, dennoch sind immer noch ernste neurologische Komplikationen wie Hörverlust, Gesichtslähmung, Meningitis (Hirnhautentzündung) und Hirnabszess möglich, warnen Dr. Michael Hutz, Prof. Dr. Dennis Moore und Prof. Dr. Andrew Hotaling von Loyola Medicine in einem aktuellen Bericht in der Fachzeitschrift Current Neurology and Neuroscience.
Eine Mittelohrentzündung (Otitis media) tritt auf, wenn eine Erkältung, Allergie oder eine Infektion der oberen Atemwege zu einer Ansammlung von Eiter und Schleim hinter dem Trommelfell führt. Das Ohr schmerzt und der Gehörgang ist teilweise geschwollen. In den Industrienationen leiden etwa 90% der Kinder mindestens einmal, bevor sie in die Schule gehen, an einer Ohrentzündung – bevorzugt im Alter von sechs Monaten bis vier Jahren. Heute ist etwa eines von 2.000 Kindern bei einer Mittelohrentzündung von Komplikationen betroffen.
Die tödlichste Komplikation der Otitis media ist ein Hirnabszess, eine Ansammlung von Eiter im Gehirn aufgrund einer Infektion. Die häufigsten Symptome sind Kopfschmerzen, Fieber, Übelkeit, Erbrechen, neurologische Defizite und Bewusstseinsstörungen. Mit modernen neurochirurgischen Techniken können die meisten Hirnabszesse abgesaugt oder drainiert werden und mit einer antibakteriellen Infusion sechs bis acht Wochen lang behandelt werden. In den letzten 50 Jahren ist die Mortalität weltweit bei Hirnabszessen von 40% auf 10% zurückgegangen, und die Rate der vollständigen Genesung ist von 33% auf 70% gestiegen.
Von Hirnhautentzündung bis zur Gesichtslähmung
Eine bakterielle Meningitis ist u.a. von starken Kopfschmerzen, hohem Fieber, Nackensteifigkeit, Reizbarkeit, Bewusstseinsstörungen und starken Unwohlsein begleitet. Wenn sich die Infektion ausbreitet, wird der Patient sehr unruhig und wirkt stark verwirrt. Die Behandlung besteht aus einer intravenösen hochdosierten Antibiotikagabe für 7 bis 21 Tage.
Wird der Knochen hinter dem Ohr, der Warzenfortsatz (Processus mastoideus), in Mitleidenschaft gezogen, spricht man von akuten Mastoiditis: Sie muss behandelt werden, um zu verhindern, dass es zu ernsteren Komplikationen kommt. Betroffene Patienten erhalten ebenso eine intravenöse Antibiotikabehandlung und ein Drainageröhrchen am Ohr.
Ein permanenter Hörverlust ist selten und tritt bei etwa 2 von 10.000 Kindern auf, die eine Mittelohrentzündung haben.
Eine Gesichtslähmung als Komplikation einer Mittelohrentzündung tritt bei einem von 2000 Kindern auf. Sie sollte als Notfall behandelt werden. Etwa 95% der Patienten mit Otitis media, die eine Gesichtslähmung entwickeln, erholen sich vollständig.
"Die Antibiotika-Therapie hat die Häufigkeit von Komplikationen der Otitis media stark reduziert", schrieben Hutz, Moore und Hotaling. "Es ist jedoch von entscheidender Bedeutung, dass Eltern sich bewusst sind, dass Komplikationen auftreten können."
Quelle: EurekAlert!, Current Neurology and Neuroscience