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Pertussis-Impfstoff in der Schwangerschaft schützt 9 von 10 Neugeborenen vor Keuchhusten

Schwangere Frauen, die eine Auffrischimpfung gegen Keuchhusten (Pertussis) bekommen haben, schützen ihre Neugeborenen gut vor dieser gefährlichen Erkrankung. Dazu rät eine aktuelle Veröffentlichung in der amerikanischen Fachzeitschrift „Pediatrics“.

Insbesondere in den ersten Lebensmonaten kann Keuchhusten lebensgefährlich werden. Babys können noch nicht gegen Keuchhusten geimpft werden. Die erste Impfung von insgesamt drei erhält der Säugling ab dem 3. Lebensmonat.

Eine der größten Studien zur Effektivität der Keuchhusten-Impfung vor der Geburt, kam zu dem Schluss, dass der Impfstoff zu mehr als 91% die lebensbedrohliche Infektion in den ersten zwei Lebensmonaten verhindern kann. Das ist mehr Schutz als die zweite Keuchhusten-Impfung bei Babys erreicht (durchschnittliche 85% Schutz).

Die Grundimmunisierung gegen Keuchhusten erhalten Säuglinge in Österreich mit einer dreimaligen Sechsfachimpfung (Diphtherie, Wundstarrkrampf [Tetanus], Keuchhusten [Pertussis], Kinderlähmung [Poliomyelitis], Hepatitis B, Haemophilus influenzae B [HiB]) erzielt. Im 3. und 5. Lebensmonat erfolgen die ersten beiden Sechsfachimpfungen, im 12. (-14.) Lebensmonat die dritte Sechsfachimpfung. Eine Auffrischung erfolgt mit einer einmaligen Vierfachimpfung (Diphtherie, Wundstarrkrampf, Keuchhusten, Kinderlähmung) ab dem 7. (-9.) Lebensjahr.

Bei Erwachsenen sollte eine Auffrischimpfung gegen Keuchhusten (Pertussis, PEA) alle 10 Jahre als Kombinationsimpfstoff zusammen mit Impfstoffen gegen Diphtherie (dip) Tetanus (TET) und Polio (IPV) erfolgen, ab dem vollendeten 60. Lebensjahr empfiehlt der Impfplan alle 5 Jahre eine Auffrischung.

Mütterliche Antikörper besonders wirksam beim Baby

Die hohe Wirksamkeit der mütterlichen Antikörper ist wahrscheinlich auf die stärkere Reaktion des reiferen Immunsystems der Mutter zurückzuführen. Das Immunsystem der Kinder entwickelt zwar ebenso Antikörper auf die Impfstoffserie, aber sie bleiben weniger ausgebildet, als bei einer erwachsenen Immunabwehr.

In den USA empfiehlt die CDC (Centers for Disease Control and Prevention) seit 2013 schwangeren Frauen, sich vorzugsweise zwischen der 27. und 36. Woche in der Schwangerschaft eine Keuchhusten-Auffrischimpfung im Rahmen der Kombinationsimpfung (Tdap: Pertussis, Tetanus und Diphtherie) geben zu lassen. Die Impfung wird unabhängig davon empfohlen, wann eine Frau vor ihrer Schwangerschaft die letzte Auffrischimpfung erhalten hatte - auch wenn es ein Jahr zuvor in einer früheren Schwangerschaft war. Mit dieser Maßnahme wollen die Behörden die Zunahme der Infektionsraten bremsen und die Erkrankungsfälle verringern.

Im Gegensatz zu anderen impfpräventablen Krankheiten in den Vereinigten Staaten sind die Keuchhusten-Erkrankungszahlen in den letzten zehn Jahren gestiegen. Mehrere Faktoren erklären die Zunahme. Doch am meisten ist dafür die Abnahme der Immunität einer geimpften Person über die Jahre verantwortlich. Damit gewinnt die Auffrischimpfung eine große Bedeutung. Die Immunität, die eine Person durch den neuen azellulären Impfstoff (enthält nur Teile des Bakteriums) entwickelt, lässt schneller nach, als bei einem älteren Ganzzellimpfstoff (aus abgetöteten ganzen Keuchhustenbakterien), der in den 1990er Jahren aufgrund von heftigeren Impfreaktionen bzw.  nebenwirkungen abgesetzt wurde.

Zwar geben einige Frauen Pertussis-Antikörper ohne Auffrischimpfung in der Schwangerschaft an ihre Babys weiter, doch diese Antikörper nehmen sechs Wochen nach der Geburt immer mehr ab und sind schließlich ganz verschwunden, wenn das Baby etwa 4 Monate alt ist.

In dieser Studie beobachteten die Forscher 148.981 zeitgerecht geborene Kinder, die im Kaiser Permanente Spital in Nordkalifornien zwischen 2010 und 2015 geboren wurden. Die Forscher verglichen Pertussis-Infektionsraten bei Säuglingen, deren Mütter keine Auffrischung (Booster) erhalten hatten und deren Mütter eine Boosterimpfung bekommen hatten. Etwa 46% der Mütter erhielten die Tdap-Impfung während der Schwangerschaft mindestens 8 Tage vor der Geburt. 17 Babys erkrankten in ihren ersten zwei Monaten an Keuchhusten. Etwas mehr als 100 Babys erkrankten innerhalb des ersten Jahres.

Das Ergebnis: 2 Monate alte Säuglinge von Müttern, die während der Schwangerschaft mit dem Tdap-Impfstoff immunisiert wurden, hatten einen 91,4%-igen Schutz gegen Pertussis. Der Schutz der Antikörper der Mutter sank allmählich. Kurz bevor die Kinder ihre erste Sechsfachimpfung erhielten, waren sie noch zu 88% geschützt. Dann besaßen sie 81% Schutz zwischen der ersten und der zweiten Dosis. Bis zum Ende des ersten Lebensjahres des Kindes blieben mütterliche Antikörper noch zu 69% wirksam gegen Infektionen.

"Wir haben versucht, sehr, sehr vorsichtig zu sein, um so viele Dinge wie möglich in dieser Studie zu berücksichtigen", erklärte Dr. Nicola Klein, Studienautorin, Forscherin und Direktorin des Kaiser Permanente Impfstoff-Studienzentrums. Aber eine wesentliche Frage lässt sich erst nach einiger Zeit beantworten. "Die Frage, um die es geht, lautet: Wird dieses Ergebnis ähnlich ausfallen, wenn wir Mütter haben, die ihr ganzes Leben den azellulären Keuchhusten-Impfstoff erhalten haben?" Diese Mütter sind nach 1996 geboren worden und erreichen derzeit gerade ein Alter, in dem die meisten Frauen typischerweise Kinder auf die Welt bringen.

Quelle: Forbes, Pediatrics, Monatsschrift Kinderheilkunde