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Pneumokokken und Meningokokken führen immer noch zu schweren, lebensgefährlichen Erkrankungen

Pneumokokken und Meningokokken können insbesondere bei kleinen Kindern schwere, lebensgefährliche Erkrankungen wie eine Blutvergiftung verursachen. Viele Fälle wären durch Impfungen vermeidbar.

© Udo Kroener – Fotolia.com

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Einer aktuellen umfangreichen europäischen Studie zufolge lassen sich etwa 10% der Todesfälle im Kindesalter unter 5 Jahren in Industrienationen auf Sepsis (Blutvergiftung) zurückführen, und jedes dritte überlebende Kind ist nach einer Sepsis demnach von Behinderungen, z.B. durch erforderliche Amputationen oder kognitiven Beeinträchtigungen, betroffen. Häufigste Ursache dafür sind Pneumokokken und Meningokokken, letztere v.a. von der Gruppe B. „Das Tückische an diesen Infektionen ist, dass vorher völlig gesunde Kinder innerhalb von Stunden schwer erkranken können. Die Bakterien und ihre Giftstoffe überschwemmen den Körper und das Immunsystem reagiert so heftig, dass es Schäden am eigenem Körper verursacht“, erklärt Univ.-Prof. Dr. med. univ. Werner Zenz, Forschungseinheitsleiter der Forschungseinheit für Infektiologie und Vakzinologie der medizinischen Universität Graz sowie Leiter des Referats Impfkommission der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ), der an der internationalen Studie beteiligt war.

Die europäische Untersuchung wertete 795 Fälle von Sepsis aus, die zwischen Juli 2012 und Januar 2016 in 52 europäischen pädiatrischen Intensivstationen behandelt wurden (9 in Österreich, 7 in Deutschland, 1 in Litauen, 5 in den Niederlanden, 9 in Spanien, 8 in der Schweiz und 13 in Großbritannien). Die Patienten waren zwischen 29 Tagen und 18 Jahre alt (Durchschnittsalter etwa 2 Jahre). Nur 36% der Kinder litten unter Vorerkrankungen.

Das Fazit von Professor Zenz und seinen Kollegen lautet: „Unsere Ergebnisse unterstreichen die Wichtigkeit und die Notwendigkeit, aktuelle Impfprogramme noch weiter zu verbessern, um Kinder zu schützen - indem sie selbst und ihr Umfeld ausreichend durchgeimpft sind!“

Insbesondere Kinder unter einem Jahr gefährdet

In Österreich sind Meningokokken- und Pneumokokken-Impfungen Bestandteil des Impfplans. Gegen Pneumokokken sind drei Impfungen (bis zum vollendeten 2. Lebensjahr kostenfrei) erforderlich, die Kinder zusammen mit der Sechsfachimpfung erhalten können. Gegen Meningokokken B sollten Kinder dem Impfplan zufolge möglichst früh ab dem vollendeten 2. Lebensmonat geimpft werden (drei Dosen jeweils im Abstand von nicht weniger als einem Monat; Auffrischung: eine Dosis im Alter von 12-15 Monaten). Die Kosten hierfür müssen Eltern tragen.

35 invasive Pneumokokken-Infektionen wurde im Jahr 2016 in Österreich bei Kindern und Jugendlichen bis 14 Jahren gemeldet. Neben älteren Patienten ab 65 Jahren beobachten Experten auch hier die höchste Inzidenz bei den Kindern unter einem Jahr: 12 Erkrankungen pro 100.000 bei den unter Einjährigen gegenüber 13,6 und 18,00 bei den 65- bis 74-Jährigen und 75- bis 79-Jährigen.

Die Menigokokken-Erkrankungen sind in Österreich u.a. aufgrund der Impfungen in den letzten Jahren erfreulicherweise stark zurückgegangen. Im Jahr 2016 traten nur noch 37 Meningokokken-Fälle auf. Wie in den Jahren zuvor trat die höchste Inzidenz bei Kindern unter einem Jahr auf.

Quellen: MC Critical Care, AGES (1, 2)

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Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.at. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des ÖGKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.