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Psychisches (Wohl-)Befinden von Jugendlichen hat sich in vielen Ländern zwischen 2014 und 2018 verschlechtert

Ein aktueller Bericht “Spotlight on adolescent health and well-being” über die allgemeine und seelische Gesundheit von Schulkindern aus 45 Ländern zeigt, dass sich das psychische Wohlbefinden von Jugendlichen zwischen 2014 und 2018 insgesamt verschlechtert hat.

© Patryssia - Fotolia.com

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Die Untersuchung zum Internationalen Gesundheitsverhalten von Kindern im schulpflichtigen Alter (International Health Behaviour in School-aged Children – HBSC) enthält umfangreiche Daten zum Gesundheitsverhalten, zu den sozialen Verhalten und zum psychischen Wohlbefinden von 227.441 Schulkindern im Alter von 11, 13 und 15 Jahren aus 45 Ländern.

Über die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden hinaus deckt die HBSC-Studie u.a. die Bereiche „Schlafgewohnheiten“, „Internetverhalten“ und “körperliche Aktivität“ sowie „Schul- und Privatleben“ ab. Der Bericht enthält Daten aus Umfragen an Schulen, bei denen Schüler von ausgewählten Klassen gebeten wurden, einen vertraulichen Fragebogen anonym auszufüllen. Dies ist die 8. länderübergreifende HBSC-Umfrage der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Folge. Immer mehr Jungen und Mädchen berichten demnach in der gesamten Europäischen Region von einer schlechten psychischen Gesundheit - sie fühlen sich schlecht, sind nervös oder gereizt. Der Hauptautor der Studie, Dr. Jo Inchley von der Universität Glasgow und der internationale Koordinator von HBSC, sagte: "Es ist besorgniserregend zu sehen, dass Jugendliche uns sagen, dass nicht alles in Ordnung ist und sie sich nicht gut fühlen, und wir müssen diese Botschaft ernst nehmen, da eine gute seelische Gesundheit ein wesentlicher Bestandteil einer gesunden Jugend ist. […] Die Studie zeigt eine Reihe von Problembereichen.“

Der Bericht zeigt u.a., dass das psychische Wohlbefinden mit zunehmendem Alter der Kinder abnimmt, wobei Mädchen im Vergleich zu Jungen besonders gefährdet sind, unter einer schlechten seelischen Gesundheit zu leiden. Jeder vierte Jugendliche berichtet, dass er sich mindestens einmal pro Woche nervös, gereizt fühlt oder schwer einschlafen kann.

Schule bedeutet Stress

Zwischen den Ländern gibt es anscheinend erhebliche Unterschiede. Dies weist darauf hin, dass kulturelle, politische und wirtschaftliche Faktoren eine Rolle bei der Förderung eines guten psychischen Wohlbefindens spielen können. In rund einem Drittel der Länder ergab der Bericht einen Anstieg der Zahl der Jugendlichen, die sich durch Schularbeiten unter Druck gesetzt fühlen, und die Zahl der Jugendlichen, die angaben, dass sie die Schule mögen, nahm dort im Vergleich zu 2014 ab. In den meisten Ländern verschlechterten sich die Erfahrungen, die Heranwachsende in der Schule machten, mit dem Alter. Auch die Zufriedenheit mit der Schule und die Einstellung zur Schule entwickelte sich negativ mit den Jahren. Die Unterstützung von Lehrern und Klassenkameraden nahm zudem mit zunehmendem Druck bei den Schularbeiten ab.

Die Studie untersuchte ebenso den vermehrten Einsatz digitaler Technologien sowie den Einfluss auf das psychische Wohlbefinden von Jugendlichen. Das Ergebnis: Neben Vorteilen können moderne Medien auch bedrohlich für Jugendliche werden, z.B. in Form von Cybermobbing, von dem Mädchen überproportional betroffen sind. Mehr als 1 von 10 Jugendlichen gab an, in den letzten zwei Monaten mindestens einmal Cybermobbing begangen zu haben.

Risikoverhalten, Ernährung und körperliche Inaktivität sind nach wie vor ein Problem

Weitere wichtige Ergebnisse sind: Riskantes Sexualverhalten gibt weiterhin Anlass zur Sorge: Jeder vierte Jugendliche, der Sex hat, tut dies ungeschützt. Im Alter von 15 Jahren gibt 1 von 4 Jungen (24%) und 1 von 7 Mädchen (14%) an, Geschlechtsverkehr gehabt zu haben. Trinken und Rauchen hat bei Jugendlichen weiter abgenommen, aber der Anteil der derzeitigen Alkohol- und Tabakkonsumenten ist bei den 15-Jährigen nach wie vor hoch, wobei Alkohol am häufigsten konsumiert wird. Jeder fünfte 15-Jährige (20%) war in seinem Leben zweimal oder öfter betrunken, und fast jeder siebte (15%) war in den letzten 30 Tagen betrunken. Weniger als jeder fünfte Jugendliche erfüllt die Empfehlungen der WHO für körperliche Aktivität - seit 2014 ist das Niveau in rund einem Drittel der Länder gesunken, insbesondere bei Jungen. Die Aktivität von Mädchen und älteren Jugendlichen ist nach wie vor besonders gering. Die meisten Jugendlichen erfüllen die aktuellen Ernährungsempfehlungen nicht und beeinträchtigen damit ihre gesunde Entwicklung. Ungefähr 2 von 3 Jugendlichen essen nicht genug nährstoffreiche Lebensmittel, wobei jeder vierte Süßigkeiten isst und jeder sechste täglich zuckerhaltige Getränke konsumiert. Übergewicht und Adipositas sind seit 2014 unter den Minderjährigen gestiegen und betreffen nun 1 von 5 jungen Menschen, wobei Jungen und jüngere Jugendliche mittlerweile ein höheres Niveau aufweisen. Jeder vierte Jugendliche empfindet sich als zu fett, insbesondere Mädchen.

Ergebnisse aus Österreich

Heranwachsende aus mitteleuropäischen Ländern nahmen am wenigsten oft täglich ein Frühstück zu sich (wie Österreich, Ungarn, Rumänien, die Slowakei und Slowenien), während in den Niederlanden über alle Altersgruppen hinweg die meisten Kinder täglich frühstückten. Ältere österreichische Jugendliche aßen nur noch selten oder nur wenig Obst täglich. Die größten Rückgänge des Obstkonsums zwischen 11 und 15 Jahren wurden in Österreich bei Jungen (23 Prozentpunkte) und in Slowenien bei Mädchen (24 Prozentpunkte) beobachtet. In den meisten Ländern/Regionen war die Lebenszufriedenheit bei Jungen höher als bei Mädchen. Die größten geschlechtsspezifischen Unterschiede diesbezüglich wurden in Österreich, Kanada und Schweden beobachtet.
Positiv zeichnete sich ab, dass in Österreich sowohl Jungen (13 Prozentpunkte) als auch Mädchen (6 Prozentpunkte) deutlich weniger Mobbing angaben.

Quelle: WHO (1, 2), medicalXpress