„Kinder sind anfälliger für Quallenstiche, da sie sich länger im Wasser aufhalten und spielen. Ihre Haut ist dünner und weniger behaart. Eltern sollten sich vor ihrem Badeurlaub informieren, ob dort Quallen vorkommen und wenn ja, ob es Warnsysteme gibt, ob evtl. Quallennetze verwendet werden. Bei kleineren Verletzungen können ein kleines Fläschchen Essig und eine Pinzette zum Entfernen der Tentakel hilfreich sein. Im Notfall kann auch Meerwasser zum Abspülen der betroffenen Stellen dienen. Trinkwasser oder Leitungswasser eignet sich jedoch nicht. Auf keinen Fall sollten Eltern die Wunde mit dem Handtuch abreiben. Denn dadurch werden weitere Nesselkapseln aktiviert. Eine heiße Dusche kann die Schmerzen etwas lindern, da die Giftstoffe der Quallen oft hitzeempfindlich sind“, rät Prim. Univ.-Prof. Dr. Reinhold Kerbl, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ).
Es sind mehr als 100 Arten von Quallen bekannt, die beim Menschen Reaktionen auslösen. Diese reichen von Hautausschlägen bis hin zu lebensbedrohlichen Symptomen. Die Behandlung der Stiche hängt von der Schwere der Beschwerden, der Größe und Art der Qualle ab. Kleine Kinder haben ein höheres Risiko für eine potenziell tödliche Giftdosis. Um Überraschungen zu vermeiden, sollten Familien die Warnhinweise an den Stränden beachten. Im Wasser selbst kann nur ein Quallenschutzanzug mit Füßlingen, Handschuhen und Kappe den direkten Kontakt mit Quallen am Körper verhindern. Das Gesicht bleibt jedoch frei.
Auch tote Quallen und Tentakelteile meiden
Die Tentakel vieler Quallen sind mit Nesselzellen und oftmals mit einer Vielzahl kleiner Bohrstacheln ausgestattet, die über darin befindliche Nesselkapseln ein giftiges Sekret mit hohem Druck ausstoßen können. Damit betäuben und fangen Quallen ihre Beutetiere und verteidigen sich. Kommt ein Mensch in Kontakt mit einer Qualle – selbst mit einer toten Qualle oder mit umherschwimmenden Tentakelresten – können Nesselkapseln platzen und die Haut verletzen. „Wenn die betroffene Fläche groß ist, das Auge oder der Mund betroffen ist, das Kind über zwei Stunden starke Schmerzen hat, sich Blasen bilden oder sich sein Zustand verschlechtert, sollte es auf jeden Fall rasch zum Arzt. Auch wenn es sich um eine gefährliche Quallenart handelt, braucht das Kind umgehend ärztliche Hilfe. Manche Kinder können allergische Symptome entwickeln - auch ohne vorherige Begegnung mit einer Qualle. Atem- und Schluckprobleme, Übelkeit und feuchte Haut können die Folge sein und auch verzögert auftreten. Betroffene sollten ebenso schnell medizinisch behandelt werden“, betont Prim. Univ.-Prof. Dr. Kerbl, der die Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am LKH Hochsteiermark in Leoben leitet. Antihistamine und Kortison sind u.a. Mittel, die bei Quallenverletzungen zum Einsatz kommen.
Im Mittelmeerraum selten lebensgefährliche Quallen
In deutschen Küstengewässern und im Mittelmeerraum ist die Gelbe Nesselqualle (Cynea capillata), auch Feuerqualle oder Leuchtqualle genannt, verbreitet. Sie ist schmerzhaft, aber sie fügt nur in seltenen Fällen lebensbedrohliche Wunden zu.
Die Portugiesische Galeere (Physalia physalis) lebt im Atlantik und in der Karibik. Gefährlich ist, dass sie zu einem allergischen Schock führen kann. Diese Qualle befindet sich meist auf hoher See und gelangt nach einem Sturm oder durch Strömungen in Strandnähe, u.a. auch vor den Kanarischen Inseln, Südostküste Spaniens, um die Balearen und Malta und vor Portugal. Mithilfe der MedusApp können Badegäste insbesondere im europäischen Raum z.B. Sichtungen ausfindig machen, melden, sich über Quallenarten und Erste-Hilfe-Maßnahmen schlau machen (in Englisch oder Spanisch).
Schwerwiegende oder tödliche Folgen zeigen sich insbesondere mit Quallen in tropischen Gewässern, wie z.B. mit der Seewespe (Carybdea marsupialis), die zu den giftigsten Tieren der Welt gehört. Nur für sie konnten Wissenschaftler*innen ein Gegengift entwickeln. Sie ist v.a. im Meerwasser von Australien verbreitet.
Das mit der Klimaveränderung einhergehende wärmere Wasser hat vermutlich zu einer steigenden Anzahl von Quallen geführt. Zudem verringert die Überfischung ihre natürlichen Feinde.
Quellen: Springeremedizin.at, Int J Environ Res Public Health., Journal of Medical Case Reports, Eur J Emerg Med., hautnah dermatologie, MedusApp
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