Klimaerwärmung: Vermehrt Hitzestress im Urlaub
Um großer Hitze ausgesetzt zu sein, brauchen Familien oft nicht mehr tropische Regionen als Ziel zu haben. Selbst in Kroatien, Spanien oder Griechenland erreichen die Temperaturen zur Ferienzeit teilweise tropische Werte. „Kinder besitzen eine relative große Körperoberfläche im Verhältnis zum Körpergewicht, dadurch nehmen sie bei Hitze mehr Wärme auf. Zudem ist die Fähigkeit zu schwitzen - eine wichtige Kühlfunktion des Körpers - bei ihnen noch nicht vollständig entwickelt. Je kleiner das Kind, desto größer ist das Risiko für Hitzestress. Besonders groß ist die Gefahr auch bei hoher Luftfeuchtigkeit“, erklärt Dr. Holger Förster von der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ).
Er hat in einem Artikel in der renommierten Fachzeitschrift Monatsschrift Kinderheilkunde beschrieben, wie der kindliche Körper auf Hitze, Höhe und auf Einflüsse beim Tauchen reagiert und welche Risiken zu beachten sind und welche Aktivitäten nicht zu empfehlen sind.
Vor längeren Aufenthalten in heißen Gebieten können ältere Kinder z.B. mit täglichen Heißwasserbädern – in ärztlicher Absprache - ihre Körper etwas vorbereiten. Übergewichtige oder untrainierte Kinder, Kinder mit Nierenfunktionsstörung, Kinder mit großflächigen Narben oder Hautproblemen, die das Schwitzen beeinträchtigen, sind anfälliger für Hitzestress. Auch Kinder, die sich gerade von einer Erkrankung erholen, sollten Hitze so gut wie möglich meiden. Die Kinder- und Jugendärztin / der Kinder- und Jugendarzt kann Eltern entsprechend beraten.
Frühzeichen eines Hitzeschadens sind u.a. Kopfschmerzen, Erschöpfung, Übelkeit, Erbrechen und gelegentlich Bauchschmerzen.
Körperliche Belastungen sollten an heißen Tagen möglichst in die Morgen- oder Abendstunden verlegt werden. Aufenthalte in der Natur eignen sich besser als Städtereisen, denn bei letzteren speichern Asphalt, Beton und Gebäude Wärme. Gebäude verhindern darüber hinaus eine mögliche Belüftung durch Wind. Natürlicher Boden oder Vegetation kühlen stärker durch Verdunstung. Besonders wichtig ist das regelmäßige Trinken (etwa alle 20 Minuten) evtl. in Form eines Saftschorles oder Elektrolytgetränks.
Trekking: Nicht zu hoch hinaus nach durchgemachter Atemwegserkrankung
Planen Eltern eine Trekkingtour in höheren Regionen, sollten sie bedenken, dass neben unerwarteten Kälteeinbrüchen pro 1000 m die Temperatur um 6 Grad sinkt. Wie bei Hitze hat der kindliche Körper mehr Schwierigkeiten als der eines Erwachsenen, sich anzupassen. Bedingt durch das ungünstige Verhältnis von Körperoberfläche zu Gewicht sowie über den großen Kopf kühlen Kinder schneller aus. Auch die höhere UV-Belastung im Gebirge ist zu berücksichtigen. Besonders gefährlich ist der Abfall des Sauerstoffdrucks. Dieser gewinnt ab 2.500 Meter für die Höhenkrankheit an Bedeutung. Kinder können davon ebenso wie Erwachsene betroffen sein. „Kälte, Erschöpfung, Austrocknung, Übergewicht, eine Nieren- oder Herzerkrankung oder eine vor kurzem durchgemachte Atemwegserkrankung gelten als Risikofaktoren. Da Kinder häufig Atemwegserkrankungen durchmachen, sollte Eltern besonders darauf achten und sich vorab informieren. Gibt es Anzeichen für eine Höhenkrankheit, sollten Eltern immer den Abstieg wählen“, rät Dr. Holger Förster, einer der Leiter der Arbeitsgruppe Jugend - und Sportmedizin der ÖGKJ. Warnzeichen sind Kopfschmerzen, Schwindel, Magen-Darm-Probleme, Müdigkeit, Schlafstörungen und mangelnder Appetit.
Tauchen: Nur eingeschränkt möglich
Mehrere Faktoren erschweren das Tauchen für Heranwachsende. Sie besitzen noch kein so großes Lungenvolumen. Das Atmen während des Tauchens strengt sie mehr an, da ihre Atemwege geringere Durchmesser haben. Häufige Atemwegsinfekte können das Tauchen zusätzlich erschweren.
Erst mit etwa 12 Jahren haben Kinder die körperlichen Voraussetzungen für Tauchen mit Druckluft. Doch auch für diese Sportart macht sich das ungünstige Verhältnis von Körpergewicht zu Körperoberfläche bemerkbar. „Es besteht ein großer Temperaturabfall mit zunehmender Tiefe. Auch bei hohen Wasseroberflächentemperaturen kann die Wassertemperatur in 10 m Tiefe nur noch etwa 15 Grad betragen und der Körper schnell auskühlen, was die Bewegungsfähigkeit und auch das Denken beeinträchtigt“, warnt Dr. Förster. Unter 14 Grad Wassertemperatur sollten Kinder- und Jugendliche nicht tauchen, etwas darüber sollten sie maximal 20 Minuten bleiben. Ein taucherfahrener Erwachsener sollte sie immer begleiten. Er kann Gefahren besser erkennen und beurteilen.
Bevor Eltern einen Tauchurlaub mit ihren Kindern planen, sollten sie aber ärztlich abklären lassen, ob gesundheitliche Gründe dagegensprechen. Für Kinder mit Asthma, Tubenbelüftungsstörungen (gestörte Belüftung des Mittelohrs, gestörter Druckausgleich im Ohr), häufigen HNO-Infektionen, zystischer Fibrose, Herz- und Lungenproblemen, ADHS ist ein Tauchurlaub wahrscheinlich nicht geeignet.
Quellen:
- Chan CW, Lin YC, Chiu YH, Weng YM, Li WC, Lin YJ, Wang SH, Hsu TY, Huang KF, Chiu TF. Incidence and risk factors associated with acute mountain sickness in children trekking on Jade Mountain, Taiwan. J Travel Med. 2016 Jan 18;23(1):tav008.
- Cilveti R, Osona B, Peña JA, Moreno L, Asensio O; en representación del Grupo de Técnicas de la Sociedad Española de Neumología Pediátrica. Buceo en la edad pediátrica: fisiología, riesgos y recomendaciones [Scuba diving in children: Physiology, risks and recommendations]. An Pediatr (Barc). 2015 Dec;83(6):410-6. Spanish.
- Förster H. Urlaub mit Kindern in besonderen Umgebungen. Monatsschr Kinderheilkd 2025;173:552-557.
- Österreichische Gesellschaft für Tauch- und Hyperbarmedizin. Abgerufen 14.07.2025
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