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Rotavirus-Schluckimpfung: Schützt nicht nur vor „Magengrippevirus“, sondern verringert auch das Risiko für Typ-1-Diabetes

Das Risiko Typ-1-Diabetes zu entwickeln, ist bei Kindern, die alle Dosen des Rotavirus-Impfstoffs erhalten haben, um ein Drittel niedriger – im Vergleich zu Kindern ohne Impfung. Ein amerikanisches Forscher-Team der University of Michigan (UM) kam auf der Basis landesweiter Krankenversicherungsdaten zu diesem Ergebnis. Es veröffentlichte ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“.

© Lsantilli - Fotolia.com

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Das Rotavirus ist die häufigste Ursache für Durchfallerkrankungen bei Kindern. Das Rotavirus ist sehr widerstandsfähig und hochansteckend; bereits wenige Viren können bei einem Kind zum Ausbruch der Durchfallerkrankung führen. Vor Einführung der Impfung wurden in Österreich jährlich 2.900 bis 4.400 Kinder wegen Rotavirus-Brechdurchfall ins Spital eingewiesen. Die Schluckimpfung gegen Rotaviren ist im kostenfreien Impfprogramm enthalten. Die erste Impfung soll ab der vollendeten 6. Lebenswoche verabreicht werden. In Abhängigkeit vom verwendeten Impfstoff sind entweder 2 oder 3 Dosen mit einem Mindestabstand von 4 Wochen zwischen den einzelnen Dosen erforderlich. Bei 2 Dosen sollte die Impfserie spätestens mit einem Alter des Säuglings von 24 Wochen, bei 3 Dosen spätestens mit 32 Wochen komplettiert werden.

Die amerikanische Studie belegt, dass der Impfstoff sehr wirksam ist. Gegen Rotavirus geimpfte Kinder wiesen in den ersten zwei Monaten nach der Impfung ein um 94% geringeres Risiko auf, aufgrund einer Rotavirusinfektion ins Krankenhaus zu müssen. Rotavirus trifft Säuglinge und Kleinkinder am härtesten. Der durch die Viren ausgelöste Durchfall und das Erbrechen können bei ihnen zu starkem Flüssigkeitsverlust oder Austrocknung führen.

Welcher Zusammenhang besteht zwischen einer Rotaviruserkrankung und Typ 1 Diabetes?

Die Autoren des Papiers, unter Leitung der Epidemiologin Prof. Dr. Mary A.M. Rogers, Ph.D., schränken ein, dass ein Zusammenhang zwischen Rotavirus-Impfung und Typ-1-Diabetes-Risiko nicht durch ihre Studie direkt nachgewiesen wird.

„Dies ist eine seltene Erkrankung, daher sind große Datenmengen erforderlich, um Trends in einer Population zu erkennen“, erklärte Rogers, Associate Professor an der U-M-Abteilung für Innere Medizin. Um einen solchen Zusammenhang zu bestätigen, seien noch mehr Analysen erforderlich. „Wir sehen allerdings einen Rückgang des Typ-1-Diabetes bei kleinen Kindern, nachdem der Rotavirus-Impfstoff eingeführt wurde.“

Das Ergebnis spiegelt die Ergebnisse einer Studie über australische Kinder wider, die Anfang dieses Jahres veröffentlicht wurde. Demnach reduzierte sich das Risiko für Typ-1-Diabetes nach der Einführung des Rotavirus-Impfstoffs in diesem Land um 14%. Laborstudien haben ebenfalls gezeigt, dass Rotavirus die gleiche Art von Pankreaszellen befällt, die bei Menschen mit Typ-1-Diabetes betroffen sind.

Der Tod von insulinproduzierenden Zellen, so genannten Beta-Zellen, bedeutet, dass Menschen mit Typ-1-Diabetes lebenslang auf Insulininjektionen und einer mehrmaligen täglichen Überprüfung ihres Blutzuckers angewiesen sind. Wenn die Krankheit nicht gut behandelt wird, können Menschen mit Typ-1-Diabetes mit der Zeit Probleme mit Nieren, Herz, Augen, Blutgefäßen und Nerven entwickeln.

Daten zeigen einen Trend an

Das U-M-Team verwendete anonyme Versicherungsdaten von 1,5 Millionen amerikanischen Kindern, die vor und nach der Einführung des Rotavirus-Impfstoffs im Jahr 2006 geboren wurden.
Kinder, die teilweise geimpft waren - das heißt, die die Impfserie starteten, sie jedoch nie beendeten - hatten kein geringeres Risiko für Typ-1-Diabetes.

Mehr als 540.000 der Kinder der Studie, die nach 2006 geboren wurden, erhielten die komplette Impfserie des Rotavirus-Impfstoffs. Fast 141.000 erhielten mindestens eine Dosis, mehr als 246.000 gar keine. Eine weitere Vergleichsgruppe, die in den fünf Jahren vor Verfügbarkeit des Impfstoffs geboren wurde, umfasste fast 547.000 Kinder.

In absoluten Zahlen geben Rogers und ihre Kollegen an, dass bei einer vollständigen Impfung pro 100.000 Kinder acht Typ-1-Diabetes-Fälle weniger pro Jahr zu erwarten seien.

Quellen: University of Michigan/Newswise, Scientific Reports, Gesundheit.GV.at