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Schmerzen beim Stillen und geringe Saugkraft des Babys können auf ein zu kurzes Zungenband hinweisen

Hat eine Mutter Stillprobleme, bereitet das Stillen Schmerzen, kann das Baby nicht richtig saugen, lässt es die Brust häufig los und rinnt vermehrt Milch aus den Mundwinkeln, können dies Anzeichen für ein zu kurzes Zungenband beim Baby sein. Auch eine mangelhafte Gewichtszunahme des Kindes kann damit zusammenhängen.

„Bei einem zu kurzen Zungenband, gelingt es dem Säugling nicht, einen guten Saugschluss und Unterdruck zu erzeugen, um Milch anzusaugen und zu trinken, es bilden sich Saugbläschen auf der Lippe. Dabei schluckt der Säugling oft auch Luft. Auch beim Trinken aus dem Fläschchen treten ähnliche Probleme auf“, erklärt Ao.Univ.-Prof. Dr. Daniela Karall, Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde mit der Zusatzqualifikation IBCLC (International Board Certified Lactation Consultant) sowie Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Ein zu kurzes Zungenband oder Frenulum linguae breve beschreibt eine beeinträchtigende Kürze und mangelnde Beweglichkeit des Schleimhautbändchens unter der Zunge. Auffallend ist bei betroffenen Säuglingen auch, dass sie die Zunge nicht gut über die Zahnleiste und Unterlippe bewegen können. Ein sichtbares Zeichen kann eine Einkerbung der Zungenspitze bei Herausstrecken der Zunge sein. Auch wenn die Zunge frei erscheint, kann ein zu kurzes Zungenband vorliegen. Wichtig ist immer die Beurteilung der Funktion, nicht so sehr das Erscheinungsbild des Zungenbandes. Im Extremfall kann die Zunge mit dem unteren Gaumen verwachsen sein. Dann sprechen Experten von einer Ankyloglossie.

„Mithilfe eines kurzen und mit wenig Schmerzen verbundenen Eingriffs (Frenotomie) können betroffene Babys eine verbesserte Zungenbeweglichkeit erhalten. Dadurch kann nicht nur kurzfristig das Stillen erleichtert werden, sondern es können auch längerfristige gesundheitliche Probleme vermieden werden. Damit eine Mutter aufgrund der durch das zu kurze Zungenband verursachten Stillprobleme nicht abstillen muss, empfiehlt sich ein früher Eingriff“, rät Prof. Karall. Auf der Seite des Verbands der Still- und Laktationsberaterinnen in Österreich IBCLC (VSLÖ) finden Eltern eine Liste speziell in dem Gebiet „zu kurzes Zungenband“ geschulter Ärztinnen und Ärzte in Österreich, die in ihren Ordinationen oder Spitalsambulanzen Frenotomien (Durchtrennung des Zungenbandes) anbieten: Frenotomie-ÄrztInnen - VSLÖ (stillen.at)

Ein unbehandeltes zu kurzes Zungenband kann später zu Problemen beim Sprechen führen. Insbesondere Laute, die mit der Zunge gebildet werden, wie d, t, l, n und s können Kinder mit einem zu kurzen Zungenband schwer erzeugen, was lispeln begünstigt. Zahn- und Kieferfehlstellungen und Probleme beim Hinunterschlucken von Nahrung können auftreten. Für Jugendliche mit einem zu kurzen Zungenband kann das Küssen erschwert sein und sie können evtl. kein Blasinstrument erlernen.
Schätzungen reichen von etwa 1 bis 10% (2-3%) der Babys in Österreich, die von einem zu kurzen Zungenband betroffen sind – Jungen etwas häufiger als Mädchen.

Die ÖGKJ bietet Kinder- und Jugendärzten demnächst eine Online-Fortbildung mit dem Titel „Das zu kurze Zungenband in der Pädiatrie“ (Mittwoch, 10. März 2021, 18:00 Uhr. Weitere Informationen: www.paediatrie.at; Anmeldung: https://zungenband.congresspilot.com/)

Quellen: Acta Paediatr. (1, 2), stillen.at, Pädiatrie & Pädologie
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Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.at. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des ÖGKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.