„In den meisten Fällen handelt es sich bei Heranwachsenden um eine sogenannte orthostatisch bedingte Ohnmacht. Der Blutdruck fällt rasch ab, z.B. bei emotionalem Stress, Schmerzen, bei zu geringer Flüssigkeitszufuhr oder auch bei grundsätzlich niedrigem Blutdruck. Mädchen sind davon häufiger betroffen als Jungen. Tritt eine Ohnmacht bei sportlichen Aktivitäten oder Anstrengung auf, ist von Brustschmerzen und Herzstolpern begleitet, sollte vor einer erneuten Belastung eine kinderkardiologische Untersuchung erfolgen“, rät ao. Univ.-Prof. Dr. Martin Köstenberger, der die Arbeitsgruppe Kinderkardiologie der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) leitet.
Kürzliche erschienene Studien machen auf vereinzelt auftretende, teilweise lebensbedrohliche Ohnmachtsanfälle bei Videospielen aufmerksam, die ihre Ursache in Herzrhythmusstörungen haben können. Besonders aufregende Spiele, bei denen viel Adrenalin ausgeschüttet wird, begünstigen diese Unregelmäßigkeiten des Herzrhythmus, speziell bei vorbelasteten Kindern und Jugendlichen anscheinend.
In den ersten 10 Lebensjahren ist eine orthostatisch bedingte Ohnmacht unwahrscheinlich. Hier treten eher Schrei- oder Wutkrämpfe auf, auch respiratorische Affektkrämpfe genannt. Dabei schreit das Kind, hält vor Aufregung den Atem an und kann sogar kurz bewusstlos werden. Das Kind erholt sich davon meist rasch innerhalb von einer Minute. Eltern sollten ihr Kind hinlegen (stabile Seitenlage) und – falls vorhanden - Nahrung aus seinem Mund entfernen. Eine Ohnmacht, die bei Belastung auftritt, oder wenn das Kind über Brustschmerzen oder Atemnot im Liegen klagt, kann in dieser Altersgruppe ebenso ein möglicher Hinweis auf ein kardiales, i.e.L. Rhythmusproblem sein.
Bei Babys können blau verfärbte Lippen bei einer warmen Umgebung Anzeichen für eine noch nicht diagnostizierte Herzerkrankung sein. Auch ausgeprägtes Schwitzen beim Füttern und eine persistierende Trinkschwäche können auf Herzproblemen beruhen. Diese Symptome sollten Eltern immer ernst nehmen und mit dem Kinder- und Jugendarzt besprechen.
„Manchmal kann eine Ohnmacht auch durch eine andere Krankheit ausgelöst werden, wie Epilepsie oder Diabetes (Zuckererkrankung). Psychische Ursachen, eine Vergiftung oder Drogenmissbrauch sind ebenso möglich und seit der Coronapandemie prozentuell ansteigend“, ergänzt ao. Univ.-Prof. Dr. Köstenberger, der auch erster stellvertretender Leiter der Klinischen Abteilung Pädiatrische Kardiologie an der Medizinischen Universität Graz ist.
Pulsoxymetrie bei Babys kann viele Herzfehler frühzeitig erkennen
Am 2. Lebenstag (24.-48. Lebensstunde) wird standardmäßig in Kliniken mittels Pulsoxymetrie-Screenings festgestellt, wie viel Sauerstoff das Blut eines Neugeborenen enthält. Denn bei komplexeren Herzfehlern, die auch rasch einer Behandlung bedürfen, wird das Blut oft mit zu wenig Sauerstoff versorgt. Dabei misst ein Lichtsensors an einem Fuß ohne Blutentnahme und schmerzfrei die Sauerstoffsättigung. Bei verdächtigen Werten erfolgt dann eine Untersuchung des Herzens.
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