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Stärkere Nebenwirkungen auf eine Impfung hin wiederholen sich äußerst selten

Wenn ein Kind stärker auf einen Impfstoff reagiert, sind die Chancen, dass dies wieder geschieht, sehr gering. Zu diesem Ergebnis kommt eine umfangreiche Analyse, die in der renommierten Fachzeitschrift „Pediatrics“ veröffentlicht wurde. Diese Befunde sind ein weiterer Beleg für die Sicherheit von Kindheitsimpfungen, lautet die Schlussfolgerung der kanadischen Experten.

© Dmitry Lobanov - Fotolia.com

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Die Auswertung von 29 Studien ergab, dass schwere Impfstoffreaktionen nur selten bei einem Kind wiederholt auftreten, und wenn überhaupt, dann wenn das Kind denselben Impfstoff erneut erhält, oder einen Impfstoff mit ähnlicher Inhaltsstoffen. Zu den schweren Reaktionen zählten u.a. Krampfanfälle und ein allergischer Schock (Anaphylaxie).

Fieber - eine häufigere harmlose Nebenwirkung - wiederholte sich öfter. Aber es war zum zweiten Mal gewöhnlich milder und von kürzerer Dauer als beim ersten Mal, berichteten die Forscher.
Experten nannten die Erkenntnisse "beruhigend" und erklärten, sie seien ein weiterer Beweis dafür, dass Kinderimpfungen sicher sind.

Jeder Impfstoff kann Nebenwirkungen verursachen, aber diese sind in der Regel harmlos, so die CDC (Centers for Disease Control and Prevention). Die CDC ist eine US-Bundesbehörde des amerikanischen Gesundheitsministeriums, deren Hauptaufgabe die Überwachung von Infektionskrankheiten ist. Zu den häufigsten und unbedenklichen Nebenwirkungen von Impfungen gehören ein schmerzender Arm oder leichtes Fieber, so die amerikanische Behörde.

In sehr seltenen Fällen können bei Babys und Kleinkindern mehr beunruhigende Nebenwirkungen auftreten - wie eine schwere allergische Reaktion oder Fieber, das hoch genug ist, um einen Fieberkrampf auszulösen.

Wenn dies der Fall ist, wollen Eltern wissen, ob das möglicherweise wieder passieren kann, sagte Dr. Paul Offit, Direktor des Vaccine Education Center am Children’s Hospital of Philadelphia (Bildungszentrum für Impfstoffe am Kinderkrankenhaus von Philadelphia). "Das ist eine der häufigsten Fragen, die ich bekomme", sagte er.

Offit, der nicht an der Studie beteiligt war, nannte sie eine Quelle für wichtige Informationen. Während es Schätzungen darüber gibt, wie oft Impfreaktionen in erster Linie passieren, ist es schwieriger, Zahlen zu finden, wie oft sie sich wiederholen.

Für die Überblicksstudie durchforsteten Forscher mit dem kanadischen Immunisierungs-Forschungsnetzwerk (Canadian Immunization Research Network), die von Dr. Gaston De Serres geleitet wurden, die medizinische Literatur zum Thema „wiederholte Impfstoff-Nebenwirkungen“. Unter den 3883 ermittelten Studien erfüllten 29 Studien zwischen 1982 und 2016 die erforderlichen Kriterien. Die meisten Untersuchungen konzentrierten sich auf Kinder.

Anfälle

Zum Beispiel schätzt die CDC, dass Anfälle eines von 14.000 Kindern betreffen, die den DTaP-Impfstoff gegen Diphtherie, Tetanus und azelluläre Pertussis (Keuchhusten) erhalten.
Die neue Übersichtsarbeit umfasste drei Studien mit Kindern, die eine Krampanfall erlitten hatten, nachdem sie DTaP oder verschiedene andere Routineimpfstoffe erhalten hatten. Bei keinem Kind wiederholte sich der Anfall, als es wieder geimpft wurde. "Ich denke, diese Ergebnisse sind sehr beruhigend", folgerte Offit.

Allergie

Mehrere Studien befassten sich mit Allergiesymptomen, die bei Kindern und Erwachsenen nach einer Impfung aufgetreten waren - von Hautausschlägen und Augenproblemen bis hin zur Anaphylaxie. Letztere kann lebensgefährlich werden und ist mit Atembeschwerden und einem starken Blutdruckabfall verbunden. Insgesamt zeigten 5% bei einer erneuten Impfung eine weitere allergische Reaktion, so die Ergebnisse. Kein Patient erlitt wieder eine Anaphylaxie.

Warum dies so ist, ist nicht ganz klar. Aber eine Möglichkeit wäre, dass die anfängliche allergische Reaktion gar nicht auf den Impfstoff zurückzuführen sei, erklärte Dr. Sean O'Leary, ein Experte für Infektionskrankheiten am Kinderkrankenhaus in Colorado.

O'Leary, der Editorial in der gleichen Fachzeitschrift verfasste, in der die Studie veröffentlicht wurde, stimmte zu, dass die Erkenntnisse beruhigend sind.

Hypoton-hyporesponsive Episoden

Einige Studien konzentrierten sich auf hypoton-hyporesponsive Episoden (HHEs). Dies ist ein Zustand, der gewöhnlich bei Säuglingen beobachtet werden kann. Dabei wird der Körper des Kindes schlaff und die Haut wird blass oder färbt sich bläulich.

Die Überprüfung fand, dass von fast 400 Kindern, die eine HHE nach einer Impfung entwickelt hatten, nur drei - oder 0,8% - diese noch einmal bei der nächsten Impfung zeigten. HHE ist bei bestimmten Impfstoffen möglich, insbesondere aber bei älteren Pertussis-haltigen Impfstoffen, so O'Leary. Der heute verwendete Pertussis-Impfstoff birgt ein geringeres HHE-Risiko.

Fieber

Fieber entwickelte sich häufiger mehrmals, so die Analyse. Eine Studie konzentrierte sich zum Beispiel auf Babys und Kleinkinder, die Fieber bekommen hatten, nachdem sie eine Grippeimpfung erhalten hatten. Etwas mehr als die Hälfte hatte eine ähnliche Reaktion bei der nächsten Impfung.

Nutzen muss Risiken gegenübergestellt werden

Aber Eltern könnten in der Regel mit Fieber und anderen milden Reaktionen gut umgehen, ergänzte O'Leary. Probleme wie Krampfanfälle und HHE seien eine andere Geschichte. Sie hätten zwar keine langfristigen Folgen, aber sie mitzuerleben sei für Eltern beängstigend, gab O'Leary zu bedenken.
Offit stimmte zu, dass diese Reaktionen furchteinflößend seien - und leichte Reaktionen, wie Fieber, auch nicht angenehm seien. "Eine Impfung ist niemals ohne Risiko", sagte Offit. Aber, fügte er hinzu, diese kleinen Risiken müssten gegen den Nutzen des Schutzes für Kindern vor Krankheiten wie Masern, Keuchhusten, Mumps und Grippe abgewogen werden.

Quelle: HealthDay, Pediatrics