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Studie: UV-Strahlen schädigen Kinderhaut möglicherweise stärker als bisher angenommen

Wissenschaftler des King's College London ermutigen Eltern und Betreuer, noch mehr als bisher auf Sonnenschutz zu achten. Diese Empfehlungen folgen einer Studie, die nahelegt, dass Kinder schon bei geringer Sonnenexposition deutlich größere DNA-Schäden als Erwachsene erleiden.

Die im “British Journal of Dermatology“ veröffentlichte Studie beschreibt die Ergebnisse einer Beobachtung von 32 Kindern unter 10 Jahren, die 12 Tage in einem Sommerlager in Polen verbrachten. Die Hauttypen der Kinder reichten von hellweißer Haut, die leicht einen Sonnenbrand erleidet, bis zu olivfarbener Haut, die selten von einem Sonnenbrand betroffen ist. Forscher unter der Leitung von Professor Antony Young vom King's College in London maßen sowohl die Vitamin-D-Werte als auch einen Biomarker im Urin (CPD: Cyclobutane pyrimidine dimer), der sich bei Reparaturprozessen in der Haut bildet und zur Beurteilung von DNA-Schäden herangezogen wird, die zu Hautkrebs führen können. UV-Licht schädigt die Erbsubstanz, indem es photochemische Reaktionen zwischen den Basen der DNA auslöst. Etwa Dreiviertel dieser Schäden können dem so genannten CPD-Typ (CPD= Cyclobutan-Pyrimidin-Dimere) zugerechnet werden. Dabei gehen 2 benachbarte Pyriminbasen (z.B. Thyminbasen) eine zyklische Verbindung ein (Cyclophbutan-Pyrimidin-Dimere).

Die Wissenschaftler um Professor Joanna Narbutt von der Medizinischen Universität Lodz, Polen, und Dr. Peter Philipsen vom Universitätskrankenhaus Bispebjerg in Kopenhagen, Dänemark, dokumentierten die Intensität der UV-Strahlung mithilfe eines elektronischen Gerätes am Handgelenk, das die Strahlen absorbiert. Kinder füllten zusätzlich Tagebücher mit Informationen über Sonnenbaden, Sonnencreme und Sonnenbrand aus.

Die Studie ermittelte am Ende des 12-tägigen Strandurlaubs einen Anstieg der durchschnittlichen Vitamin-D-Konzentrationen im Blut um durchschnittlich 25% und einen fast 13-fach höheren CPD-Wert im Vergleich zu den Ausgangswerten.

Die CPD-Werte bei den Kindern am Ende des Sommercamps waren vergleichbar mit denen, die bei dänischen Erwachsenen im Rahmen einer anderen Studie der gleichen Forscher gemessen wurden, die die Sonnenexposition bei einem kürzeren Urlaub auf Teneriffa beobachteten – und dies, obwohl sich während des Ferienlagers der Kinder die Sonne selten zeigte.

Die Forscher vermuten, dass die Ergebnisse darauf hindeuten könnten, dass Kinder entweder sensibler auf die schädlichen Auswirkungen der Sonne reagieren, als zuvor angenommen, oder dass sie den Schaden besser reparieren könnten.

Vitamin-D-Bedarf gegenüber Sonnenschäden abwägen

Die Sonnenexposition ist die Hauptquelle für Vitamin D, das für eine gesunde Knochenentwicklung bei Kindern unerlässlich ist. Sonnenbrand in der Kindheit ist jedoch ein anerkannter Risikofaktor für Hautkrebs im fortgeschrittenen Alter. Den Autoren zufolge unterstreichen die Ergebnisse ihrer Studie die Notwendigkeit eines besseren Verständnisses der Auswirkungen von UV-Strahlen auf Kinder deutlich - auch unter weniger sonnigen Bedingungen. Dies sei besorgniserregend, da die Anzahl der Hautkrebsfälle in den meisten westlichen Ländern zunimmt.

„Viele Eltern achten bereits sehr darauf, ihre Kinder vor den schädlichen Auswirkungen der Sonne zu schützen“, kommentierte der leitende Autor der Studie, Professor Antony Young vom St. John's Institut für Dermatologie am King's College London, "aber es kann schwierig sein, dies mit der Forderungen zu vereinbaren, dass Kinder gesund sind, Sport treiben, draußen spielen und ausreichende Mengen an Vitamin D erhalten“.

"Unsere Studie legt nahe, dass nur geringe Mengen Sonnenexposition benötigt werden, um die ausreichende Versorgung mit Vitamin D zu gewährleisten. Daher sollten wir sicherstellen, dass Kinder bei längerem Spielen im Freien immer ausreichend Sonnenschutz haben. Dies sollte in Form von Sonnencreme, Kleidung und Kopfbedeckung und der Nutzung von Schatten erfolgen, auch wenn das Wetter nicht so sonnig erscheint.

Nina Goad von der British Association of Dermatologists sagte: "Wir würden empfehlen, dass Eltern eine Reihe von Methoden anwenden, um Sonnenschäden zu verhindern. In erster Linie sollte Kinder mit Kleidung vor der Sonne geschützt werden, wie z.B. durch Kopfbedeckungen, T-Shirts und Sonnenbrillen. Außerdem ist es wichtig, zwischen 11 und 15 Uhr im Schatten zu bleiben.

Diesen Schutz sollten Eltern mit Sonnencreme verstärken. Die Autoren empfehlen mindestens einen Lichtschutzfaktor von 30 und einem guten UVA-Schutz. 15 Minuten vor dem Hinausgehen und dann kurz nach dem Aufbruch ins Freie sollte die Sonnencreme aufgetragen werden, um sicherzugehen, dass auch vergessene Hautstellen abgedeckt werden. Mindestens alle zwei Stunden sollten Eltern ihre Kinder mit Sonnencreme eincremen und unmittelbar nach dem Schwimmen, Schwitzen und Abtrocknen mit dem Handtuch […].

Wenn Eltern sich um den Vitamin-D-Spiegel ihrer Familie Sorgen machen, sollten sie nicht auf den Sonnenschutz verzichten, sondern auch an die Möglichkeit der Einnahme von Vitamin-D-Präparaten denken – in Absprache mit dem Kinder- und Jugendarzt, lautet der Rat der Autoren.

Quelle: medicalXpress, King’s College, British Journal of Dermatology