Süßstoffe und Kinder: Frühere Pubertät und andere gesundheitliche Risiken

Mehrere aktuelle Studien und Übersichtsarbeiten belegen, dass Süßstoffe für Kinder nicht unbedenklich sind. Sie können das Gleichgewicht der Darmflora beeinflussen und – unter bestimmten genetischen Voraussetzungen – mit einem früheren Einsetzen der Pubertät in Zusammenhang stehen.

Foodwatch: 14% der sog. „Kindergetränke“ enthalten Süßstoffe

Foodwatch: 14% der sog. „Kindergetränke“ enthalten Süßstoffe

Die Endocrine Society verweist in einer Pressemitteilung auf eine taiwanesische Studie, der zufolge ein häufiger Konsum von Sucralose (E 955) bei Jungen sowie Glycyrrhizin (Süßholzextrakt, E 958) und Sucralose bei Mädchen das Risiko einer verfrühten Pubertät erhöhen kann. Eine frühe Pubertät kann emotionale Probleme, verringertes Größenwachstum, verminderte Fertilität (Fortpflanzungsfähigkeit) und langfristig ein erhöhtes Risiko für Stoffwechselstörungen nach sich ziehen.

„Die idealen Durstlöscher enthalten weder Süßstoffe noch Zucker. Für Kinder empfehlen wir Wasser, ungesüßte Tees sowie gelegentlich stark verdünnte Fruchtsäfte“, erklärt Univ.Prof. Dr. Nadja Haiden M.D., MSc, MBA, Leiterin des Referates Kommission für Stillen, Ernährung und Prävention der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Eine Foodwatch-Untersuchung in Österreich (2025) zeigte, dass 14 % der sogenannten „Kindergetränke“ Süßstoffe enthalten und 79 % überhöhte Zuckergehalte aufweisen.
Kinder sollten maximal 10 % ihrer gesamten täglichen Energiezufuhr aus freiem Zucker aufnehmen. Das entspricht bei 4–6-Jährigen etwa 35 g (≈ 7 TL) und bei 7–10-Jährigen etwa 42 g (≈ 8–9 TL) freiem Zucker pro Tag. Die WHO empfiehlt als langfristiges Ziel sogar weniger als 5 % der täglichen Energiezufuhr. Zum Vergleich: 1 Glas Limonade (250 ml) kann bis zu 32,5 g Zucker enthalten, 1 Becher Fruchtjoghurt (70–250 g) bis zu 35 g und 1 Portion Frühstückscerealien (30 g) bis zu 11 g.

Laut der Europäischen Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung (ESPGHAN) sollten Kinder von klein auf möglichst wenig an künstlich gesüßte Lebensmittel gewöhnt werden. „Eine dauerhafte Süße – selbst ohne Kalorien – kann den Geschmackssinn so prägen, dass Kinder später mehr süße Produkte bevorzugen. Das kann langfristig das Risiko für Übergewicht und andere Folgekrankheiten erhöhen“, warnt Univ.Prof. Dr. Haiden M.D., MSc, MBA, die auch Chair des ESPGHAN nutrition committees ist - die Europäische Ernährungskommission für Kinder.

Zuckeraustauschstoffe (Polyole wie Xylit/E 967, Sorbit/E 420, Mannit/E 421, Maltit/E 965, Isomalt/E 953, Erythrit/E 968) sind meist kohlenhydrathaltig, liefern aber weniger Kalorien als Haushaltszucker. Sie wirken sich weniger stark auf den Blutzuckerspiegel aus, können jedoch in größeren Mengen abführend wirken. Bei hohem Xylitkonsum weist eine neuere Studie zudem auf ein mögliches erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hin.

Die WHO rät vom Einsatz nicht-zuckerhaltiger Süßstoffe (NSS) zur Gewichtskontrolle oder zur Verringerung des Risikos anderer Krankheiten (z.B. Zuckererkrankung) ab, da es zu wenig Belege für einen langfristigen Nutzen gibt und mögliche Risiken nicht ausgeschlossen werden können.

Quellen:

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Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.at. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des ÖGKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.