Seit den 1980er-Jahren ist die Rate der Zwillingsgeburten um ein Drittel von 9 auf 12 pro 1000 Geburten gestiegen. Das bedeutet, dass jedes Jahr weltweit etwa 1,6 Millionen Zwillinge geboren werden. Die Studie stellt fest, dass eine Hauptursache für diesen Anstieg eine vermehrte Nutzung der modernen Reproduktionsmedizin ist, die nicht nur IVF-Techniken (In-vitro-Fertilisation), sondern auch Methoden wie die Stimulation der Eierstöcke und die künstliche Befruchtung beinhaltet. Eine weitere Ursache für den Anstieg ist die in vielen Ländern in den letzten Jahrzehnten beobachtete Verzögerung der Geburt, da die Zwillingsrate mit dem Alter der Mutter zunimmt.
Die Forscher vermuten, dass wir möglicherweise den Höhepunkt bei den Zwillingsgeburten erreicht haben, insbesondere in Ländern mit hohem Einkommen wie Europa und Nordamerika. Dort wird zunehmend darauf aufmerksam gemacht, dass Einzelgeburten sowohl für Mutter als auch für Babys ein geringeres Risiko bergen. Ob dies auch in Ländern mit niedrigerem Einkommen wie Afrika der Fall ist, ist wenig erforscht.
Professor Christiaan Monden von der Universität Oxford (England), der Erstautor der Studie, erklärte: "Die relative und absolute Anzahl von Zwillingen auf der Welt ist höher als jemals zuvor seit der Mitte des 20. Jahrhunderts. Dies ist wichtig, da Zwillingsgeburten mit höheren Sterblichkeitsraten bei Babys und mehr Komplikationen für Mütter und Kinder während der Schwangerschaft sowie während und nach der Entbindung verbunden sind."
Prof. Monden und seine Kollegen, Professor Gilles Pison aus Paris (Frankreich) und Professor Jeroen Smits von der Universität Radford (Niederlande), sammelten Informationen über die Zwillingsraten für den Zeitraum 2010-2015 aus 165 Ländern, womit sie etwa 99% der Weltbevölkerung erfassten. Für 112 Länder konnten sie auch Informationen über die Zwillingsraten für den Zeitraum 1980-1985 erhalten.
Sie stellten in vielen europäischen Ländern, in Nordamerika und in Asien einen erheblichen Zunahme der Zwillingsgeburten fest. Für 74% der 112 Länder, für die Daten für beide Zeiträume verfügbar waren, betrug der Anstieg mehr als 10%. In Asien gab es einen Anstieg von 32% und in Nordamerika einen Anstieg von 71%. Nur in sieben Ländern wurde ein Rückgang von mehr als 10% festgestellt.
Ausblick
Die laufenden Fortschritte bei IVF sprächen dafür, dass in Zukunft weniger Zwillingen in der Folge einer IVF auf die Welt kommen, so die Vermutung der Autoren.
Quelle: EurekAlert! University of Oxford, Human Reproduction