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Übergewicht beschleunigt auch bei Jungen den Beginn der Pubertät

Nicht nur bei Mädchen beschleunigt Übergewicht den Eintritt in die Pubertät, sondern auch bei Jungen. Dies geht aus einer Studie hervor, die auf der ENDO 20) 19, dem jährlichen Treffen der Endocrine Society in New Orleans, La, (ENDO 2019, 23. bis 26. März) vorgestellt wurde. Jungen mit Adipositas kommen demnach früher als der Durchschnitt in die Pubertät.

Forscher der Universität von Chile in Santiago (Chile) beobachten bei 527 chilenischen Jungen im Alter von 4 bis 7 Jahren, dass bei Jungen, die am ganzen Körper dick waren, die am Rumpf „Polster“ gesammelt hatten oder von übermäßigem Bauchfett betroffen waren, häufiger als der Durchschnitt noch vor dem 9. Lebensjahr in die Pubertät kamen.

"Mit der Zunahme der Fettleibigkeit im Kindesalter weltweit hat das Alter, in dem die Pubertät bei Mädchen beginnt, zugenommen", sagte die leitende Wissenschaftlerin Professor Maria Veronica Mericq, M.D. "Bei Jungen waren die Hinweise dafür jedoch bisher noch umstritten."

Einige US-Studien kamen zu dem Schluss, dass Fettleibigkeit die Pubertät verzögere, während eine andere Studie zeigte, dass nur Übergewicht, aber nicht Fettleibigkeit eine frühe Pubertät bei Jungen auslöste. Im Gegensatz dazu wiesen Studienergebnisse aus Europa eine frühere Pubertät bei Jungen mit Übergewicht und Adipositas nach. Eine verfrühte Pubertät kann laut dem Hormone Health Network mit Problemen wie Wachstumsstörungen und emotional-sozialen Problemen verbunden sein.
Die Jungen nahmen an einer chilenischen Kohortenstudie über Wachstum und Adipositas teil. Zur Beurteilung des Pubertätseinstritt wurden Standardmaße herangezogen (z.B. für Hodenwachstum). Um die zentrale Adipositas zu bestimmen, maß das Studienpersonal die Taille jedes Jungen. Für Fettverteilung am gesamten Körper verwendeten sie Gewicht und Größe, um die Standardabweichungsbewertung (SDS) des Body-Mass-Index (BMI) zu berechnen. Ein BMI von mehr als 1 SDS entspricht einem BMI über dem 85. Perzentil für ein bestimmtes Alter. In der Skala, die die USA verwendet wird, ist dies al Übergewicht bei Kindern definiert. Als fettleibig gilt ein Kind, dessen BMI mehr 2 SDS erreicht oder über dem 95. Perzentil eingestuft werden kann.

Das Team von Mericq stellte fest, dass der Anteil der übergewichtigen Jungen mit zunehmenden Alter stieg: Von 22% der Jungen im Alter von 6 bis 7 Jahren auf 28,6% im Alter von 11,4 Jahren. In diesem Zeitraum stieg auch die Adipositas der Körpermitte von 11,8% auf 17,4%.

Den Forschern zufolge kam es bei 45 Jungen bzw. 9% zu einer vorzeitigen Pubertät. Insgesamt erhöhten Adipositas und zentrale Adipositas im Alter von 4 bis 7 Jahren die Wahrscheinlichkeit einer frühen Pubertät im Vergleich zu einem gesunden Gewicht. Zum Beispiel hatten Jungen im Alter von 5 oder 6 Jahren mit Adipositas fast das 2,7-fache Risiko, früh zu pubertieren, und solche mit zentraler Adipositas hatten fast das 6,4-fache Risiko, berichtete Mericq. Sie erklärte, dass zentrales Übergewicht eher ein Anzeichen für Fettgewebe ist, da ein höherer BMI einen erhöhten Muskelaufbau widerspiegeln könne, insbesondere bei Sportlern.

"Eine frühe Pubertät erhöht möglicherweise das Risiko für Verhaltensprobleme und bei Jungen das Risiko für Hodenkrebs im Erwachsenenalter", ergänzte Mericq. "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Kontrolle und Eindämmung der ‚Adipositas-Epidemie‘ bei Kindern hilfreich sein könnte, um diese Risiken zu verringern."

Quelle: ScienceDaily, Endocrine Society