Überschießende Immunreaktion bei Kindern in Zusammenhang mit COVID-19 äußerst selten

Die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) kann in ihrer aktuellen Stellungnahme „Keine Angst zu Schulbeginn“ vom 19. Mai Eltern bezüglich der Kawasaki-ähnlichen Erkrankung in Zusammenhang mit COVID-19 beruhigen.

© Ermolaev Alexandr - Fotolia.com

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„Der zuletzt als Kawasaki-ähnlich beschriebene Verlauf mit einer überschießenden Immunreaktion ist zwar ernst, aber sehr selten. Und betroffene Kinder sind nach derzeitigem Wissensstand gut behandelbar und erholen sich meist vollständig.“, erklärt Assoz.-Prof. PD Dr. Volker Strenger, Leiter der Arbeitsgruppe Infektiologie der ÖGKJ. Mit ihrer Einschätzung folgt die ÖGKJ dem ECDC (European Centre for Disease Prevention and Control) – dem Zentrum zufolge ist das Risiko des sogenannten „Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome“ (PIMS) in Verbindung mit SARS-CoV-2 bei Kindern, welches auch mit dem Kawasaki-Syndrom verglichen wird, als niedrig einzuschätzen. PIMS betrifft mehrere Organsysteme. Etwa einen Monat, nachdem der Ausbruch in einer Region besonders heftig war, wie in Großbritannien, in New York City, in der Lombardei, wurde dieses neue Krankheitsbild vermehrt beobachtet. Experten vermuten, dass dies darauf hindeuten könnte, dass es sich um eine Art Immun- und Entzündungsreaktion handelt, die die Kinder in einer späteren Phase der Virusinfektion oder Exposition entwickelten. Bei einigen konnte eine vorangegangene Infektion mit dem Coronavirus auch nachgewiesen werden. In der europäischen Union sind bisher über 230 Fälle bekannt, darunter 2 Todesfälle (England und Frankreich). Die Altersspanne in Europa reicht vom Säugling bis zum Jugendlichen mit 14 Jahren. Minderjährige weisen trotz dieser einzelnen Fälle bei COVID-19 insgesamt nach wie vor i.d.R. keine oder nur milde Krankheitszeichen auf, lautet das Fazit der ECDC.

Für die seit Jahrzehnten bekannte Kawasaki-Erkrankung wurden bereits andere Viren der Corona-Familie als mögliche Auslöser diskutiert, wie z.B. das „New Haven Coronavirus“. Die Beschwerden von PIMS haben gewisse Ähnlichkeiten mit der Kawasaki-Erkrankung. Dabei kann es u.a. zu hohem Fieber - meist über mehrere Tage -, Bauchschmerzen, Schwellung der Lymphknoten, Augenentzündungen, geschwollenen Armen und Beinen sowie Hautausschlägen aufgrund einer Schädigung der Blutgefäße kommen. „Bei dem aktuell beschriebenen Krankheitsbild tritt zusätzlich auch häufig eine Kreislaufschwäche auf. Kinder mit hohem und länger anhaltendem Fieber und beeinträchtigtem Allgemeinbefinden sollten immer zum Kinder- und Jugendarzt oder in eine entsprechende Ambulanz. Wenn ein Verdacht auf eine überschießende Immunreaktion besteht, können sie schnell untersucht und im Krankenhaus betreut werden. Keinesfalls sollten Eltern den Arztbesuch aus Furcht vor einer Ansteckung mit COVID-19 hinauszögern“, rät Assoz.-Prof. PD Dr. Strenger von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde. In Graz

Von bisher knapp 500 infizierten Kindern in Österreich haben nur zwei PIMS entwickelt. Sie sind heute wieder gesund.

Quellen

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Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.at. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des ÖGKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.