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Unterstützung für Familien in belastenden Situationen: Frühe-Hilfen-Netzwerk

In allen österreichischen Bundesländern stehen Familien mit kleinen Kindern und Schwangeren, die mit schwierigen Bedingungen kämpfen, regionale Frühe-Hilfen-Netzwerke zur Verfügung. Insgesamt wurden letztes Jahr 2.222 Familien unterstützt.

© Dmitry Naumov - Fotolia.com

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„Wir beobachten in den Geburtskliniken und in unseren Praxen eine Zunahme psycho-sozial belasteter Familien. Diese können und sollen frühzeitig Hilfe in Anspruch nehmen, wenn sie selbst nicht mehr weiterwissen, z.B. weil sie ein Schreibaby haben oder in finanzieller Not sind. Andere Gründe wären, wenn ein Elternteil körperlich oder psychisch erkrankt ist, ein Kind ein schweres oder chronisches Leiden hat oder behindert ist oder sie in eine andere Notlage geraten sind“, rät Dr. Harald Geiger, MPH, Fachbeirat "Nationales Zentrum Frühe Hilfen - NZFH.at" der Gesundheit Österreich (GOEG) sowie Mitglied der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ).

Viele Wege führen zum Frühe-Hilfen-Netzwerk und zu einer Familienbegleitung

Im Jahr 2018 haben 44% der Familien bzw. Elternteile, die mit ihrer Lebenssituation überfordert waren, mit gesundheitlichen und/oder sozialen Belastungen zu kämpfen hatten, selbst Kontakt zu Frühen Hilfen aufgenommen. 56% der Familien wurden – z.T. schon in der Schwangerschaft - über andere Stellen, wie beispielsweise über die Ärzte oder Hebammen in der Geburtsklinik oder den Kinder- und Jugendarzt, vermittelt. Auch andere Fachkräfte, Freunde, Bekannte und Verwandte können sich für eine Familie mit einem Säugling oder einem Kleinkind bis drei Jahre an das Frühe-Hilfen-Netzwerk wenden. Eine speziell ausgebildete Familienbegleiterin kann der Familie dann zur Seite gestellt werden und sie bedarfsgerecht entlasten – natürlich nur freiwillig und mit ausdrücklicher Zustimmung der Familie. Die Begleiterinnen können u.a. auch als Lotsinnen im Gesundheits- und Sozialsystem bei behördlichen, rechtlichen und organisatorischen Problemen unterstützen, wenn beispielsweise Sprachbarrieren bestehen.

„Die Beanspruchung von Frühen Hilfen ist freiwillig. Auch wenn die Annahme von Hilfe manchmal schwierig ist, ist falscher Stolz hier fehl am Platz, denn es geht um die Gesundheit der Kinder. Forschungen belegen, dass die frühe Kindheit und ihre rasante erfahrungsabhängige Hirnentwicklung maßgeblich mitentscheidend für die spätere körperliche und psychische Gesundheit sind. Störungen in dieser Entwicklungsphase wirken sich, bei fehlenden puffernden Einflüssen, über eine gestörte biologische Stressregulation negativ aus. Erschöpfte Eltern – aus welchem Grund auch immer – wollen zwar das Beste für ihr Kind, können es aber oftmals nicht (mehr) leisten. Als medizinisches Fachpersonal sind wir durch unser Dienstgesetz (Ärztegesetz, Psychologengesetz, Psychotherapiegesetz, Hebammengesetz usw.) an die Schweigepflicht gebunden. Diese wird für die Personen, die Familienbegleitung leisten, über den Dienstvertrag sichergestellt“, ergänzt Dr. Geiger, der auch Mitglied im Lenkungsteam "Netzwerk Familie", Frühe Hilfen Vorarlberg ist, wo 2009 das erste Pilotprojekt „Frühe Hilfen“ in Österreich startete.

Mit Erziehungsberatung mehr Sicherheit als Eltern gewinnen

Ein Angebot der Frühen Hilfen kann aber ebenso darin bestehen, jungen Eltern dabei zu helfen, mehr Sicherheit im Umgang mit ihrem Baby zu gewinnen, z.B. in Form einer videogestützten Erziehungsberatung. „Ein Beispiel dafür ist das ‚Baby ABC‘ in Vorarlberg. Dort lernen Eltern die Empfindungen und Bedürfnisse ihres Kindes richtig einzuschätzen und auf diese entsprechend einzugehen“, beschreibt Dr. Geiger diesen Aspekt der Frühen Hilfen.

Kontakt und Information
Derzeit sind 26 regionale Netzwerke der Frühe Hilfen in Österreich aktiv. An der Sicherstellung einer zukünftigen flächendeckenden und bedarfsgerechten Umsetzung wird intensiv gearbeitet.
Unter https://www.fruehehilfen.at/de/Regionale-Netzwerke/Fruehe-Hilfen-Netzwerke.htm können Interessierte auf der Österreichkarte die regional tätigen Netzwerke in ihrer Umgebung anklicken. Dort erhalten sie Kontakt-Informationen und eine Übersicht über das Frühe-Hilfe-Netzwerk. Das Erklärvideo „Frühe Hilfen in Österreich“ zeigt die verschiedenen Funktionen von „Frühe Hilfen“ auf: https://www.youtube.com/watch?v=3vDuHraqNIA

Quellen:

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Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.at. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des ÖGKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden
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