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Vegane Ernährung erfordert bei Kindern in der Regel zusätzliche Nahrungsergänzungsmittel

Auf der 50. Jahrestagung des Annual Meeting of the European Society of Paediatric Gastroenterology, Hepatology and Nutrition (ESPGHAN) vom 10. bis 13. Mai 2017 in Prag machten Experten darauf aufmerksam, dass kleine Kinder, die ohne medizinische und Ernährungsberatung von Eltern vegan ernährt werden, ein erhöhtes Risiko für Nährstoffmangel haben.

Kinder erhalten bei einer veganen Ernährungsform in der Regel zu wenig Vitamin B12, Kalzium, Zink und hochwertiges Protein, was möglicherweise verheerende gesundheitliche Auswirkungen haben kann.

Studien haben gezeigt, dass Kinder, die einer veganen Diät folgen, schlanker und kleiner sind als jene Kinder, die Fleisch mit auf ihrem Speiseplan haben, oder solche, die sich vegetarisch ernähren. Veganer verzichten auf alle tierischen Produkte – neben Fleisch auch auf Eier und Milchprodukte sowie Honig. Vegetarier nehmen neben pflanzlichen Produkten auch Milchprodukte wie beispielsweise Joghurt, Käse und Quark, Eier und Honig zu sich.

"Es ist schwierig, kleine Kinder bei veganer Ernährung gesund und ausgewogen zu versorgen, und die Eltern sollten sich der ernsthaften Konsequenzen bewusst sein, wenn sie der Empfehlung, ihren Kindern Nahrungsergänzungsmittel zu geben, nicht folgen. Missverständnisse und Unwissen können zu irreversible kognitive Schäden und im Extremfall zum Tod des Kindes führen. Unser Rat lautet deshalb, dass Eltern, die ihr Kind vegan ernähren wollen, sich von einem Arzt und einem Ernährungsexperten beraten lassen und deren Anweisungen genau befolgen, um sicherzustellen, dass ihr Kind ausreichend Nährstoffe erhält. Sowohl Mutter als auch Kind sollten entsprechend den Anweisungen durch zusätzliche Supplemente versorgt werden", mahnte Professor Mary Fewtrell, Vorsitzende des ESPGHAN-Ernährungsausschusses.

Größte Gefahr: Vitamin-B12-Mangel

Das größte Risiko für vegane Kinder ist der von Vitamin-B12-Mangel. Lebensmittel, die von Tieren stammen, haben sich als die einzige zuverlässige Quelle für Vitamin B12 erwiesen und ein Mangel an dem Vitamin kann verheerende Auswirkungen haben. Vitamin B12 ist essentiell für die Bildung der DNA, unentbehrlich für die Aufrechterhaltung des Nervensystems, und ein Mangel daran kann zu Erkrankungen des Blutes und des Nervensystems führen und bei kleinen Kindern irreversible Schäden hinterlassen.

Professor Myriam Van Winckel kommentiert den Sachverhalt auf der Konferenz folgendermaßen: "Je mehr die Ernährung des Kindes eingeschränkt wird, desto größer ist das Risiko für einen Nährstoffmangel. Und das trifft für vegan ernährte Kindern besonders zu. Aber die Gefahr tritt schon viel früher auf. Vegane Mütter, die stillen, müssen sich auch bewusst sein, dass ihre Kinder während 2 bis 12 Monate einen Vitamin-B12-Mangel entwickeln können, weil die Reserven in ihren Körpern bei der Geburt fehlen, auch wenn die Mütter selbst keine Anzeichen von Mangel zeigen."

Diese Säuglinge neigen auch zu einem Protein- und Kalzium-Mangel. Die Situation wir noch dadurch verschlechtert, wenn Eltern Milch durch Reismilch, Mandelmilch und Sojamilch ersetzen, und das in dem Glauben, dass sie einen geeigneten Ersatz für Milch gewählt haben. Experten widersprechen dem und sagen, dass diese Milchsorten ordnungsgemäß als "Getränke" bezeichnet werden müssten, weil ihr Nährwert nicht mit Milch vergleichbar sei. Die Aufrechterhaltung eines gesunden Kalziumspiegels ist wichtig, um eine lebenslange normale Knochendichte sicherzustellen. So wurde bei Kleinkindern Rachitis festgestellt. Sie hatten zwar große Mengen Sojamilch bekommen, diese war aber nicht mit Kalzium angereichert.

Vegetarische Ernährung kann gesundheitliche Vorteile haben

Allerdings sind im Gegensatz zur veganen Ernährung die abwechslungsreichen Lacto-(ovo-)vegetarische und semi-vegetarische Ernährungsformen in der Regel sicher. Zwar gibt es wenig Langzeitstudien, doch sind bislang keine nachteiligen Folgen einer vegetarischen Ernährung bei Kindern bekannt geworden. Kleine Vegetarier profitieren anscheinend sogar von dieser Ernährungsweise. Sie wirkt sich z.B. im Vergleich zu Omnivoren (Allesessern) günstig auf den Fett-Stoffwechsel aus (Lipid-Profil), auf den Antioxidantien-Status, auf die Ballaststoff-Aufnahme sowie auf die Gewichtsentwicklung.

Quelle: EurekAlert!, JPGN