So können sie einen Mangel an bestimmten kritischen Nährstoffen bei ihrem Kind vermeiden. „Dazu gehört die Versorgung mit Vitamin B12, mit Proteinen, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D, Kalzium, Eisen, Zink und Jod. Je größer die Anzahl der Lebensmittel ist, auf die Familien verzichten, desto größer ist das Risiko für Mangelzustände“, erklärt Univ. Prof. PD. Dr. Nadja Haiden, MSc., Fachärztin für Kinder und Jugendheilkunde an der Medizinischen Universität Wien sowie Leiterin des Referates Ernährungskommission der ÖGKJ.
Sind Erziehungsberechtigte darüber informiert, welche Nahrungskombinationen bei veganer und vegetarischer Ernährung besonders günstig bzw. ungünstig sind und achten auf entsprechende Nahrungsergänzung, kommt dies der Gesundheit ihres Kindes zugute.
Schwangere und stillende Frauen haben u.a. ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin-B12-Mangel. „Ein Vitamin-B12-Mangel in der Schwangerschaft kann beim Kind zu Wachstumsverzögerungen bis hin zu geistigen und motorischen Defiziten führen. Erhält ein Säugling nicht genügend Vitamin B12 über die Muttermilch, so macht sich dies meist erst nach etwa vier bis sechs Monaten z.B. durch Wachstumsstörungen, Blutarmut, Muskelschwäche und eine veränderte Gehirnentwicklung bzw. unzureichendes Kopfwachstum bemerkbar. Wird der Mangel nicht rechtzeitig erkannt, kann er schwere bleibende Schäden hinterlassen. Deshalb sollte der Kinder- und Jugendarzt regelmäßig überprüfen, ob der gestillte Säugling ausreichend mit Vitamin B12 versorgt wird. In der Regel reicht es, wenn die Mutter bzw. das Kind das Vitamin zusätzlich einnimmt“, rät Professor Haiden. Vitamin B12 ist fast ausschließlich in Lebensmitteln tierischen Ursprungs, wie Leber, Fleisch und Milchprodukten zu finden. Selbst Vegetarier, die nicht auf Milch und Eier verzichten, haben schon ein erhöhtes Risiko für einen Mangel.
Überwiegend oder rein pflanzliche Ernährung gut planen
Beispielsweise nehmen die meisten Vegetarier und Veganer zu wenig Omega-3-Fettsäuren auf, obwohl diese in pflanzlichen Produkten (Lein-, Raps- und Walnussöl) enthalten sind. Hier ist es gut zu wissen, dass Omega-6-Fettsäuren (Distel-. Soja-, Weizen-, Maiskeim- und Sonnenblumenöl) die Verstoffwechselung von Omega-3-Fettsäuren hemmen. Das optimale Verhältnis der beiden Fettsäuren zueinander in der Ernährung wäre Experten zufolge 5:1 (Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren). Tatsächlich nehmen aber österreichische Vegetarier und Veganer laut einer Untersuchung die Fettsäuren in einem Verhältnis von 10:1 auf. Omega-3-Fettsäuren sind in den ersten Lebensmonaten des Kindes u.a. wichtig für die Bildung der Netzhaut und des zentralen Nervensystems. Gestillte Säuglinge sind auf eine Versorgung durch die Muttermilch angewiesen.
Eine ausreichende Eisenzufuhr ist ohne tierische Nahrungsmittel ebenso schwer, da die Bioverfügbarkeit in tierischen Nahrungsmitteln besser als in pflanzlichen ist. In der Schwangerschaft kann Eisenmangel beim Kind mit einem verzögerten Wachstum einhergehen oder auch mit für eine Frühgeburt verantwortlich sein. Die gleichzeitige Aufnahme von Vitamin C, z.B. durch einen Orangensaft, mit eisenhaltigen Lebensmitteln, wie Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte, Sojaprodukte, Nüsse, Trockenfrüchte, verbessert die Resorption. Die Nahrungszubereitung kann sich ebenso positiv auswirken (z.B. Einweichen von Hülsenfrüchten, Nüssen, Getreide).
„Auch dass Milchersatzgetränke, wie Reis-, Mandel- und Getreidedrinks für die ausschließliche Ernährung des Säuglings ungeeignet sind und nicht als Proteinquellen dienen können, sollte Müttern und Vätern bekannt sein. Wer die Beikost selbst herstellt, sollte darüber unterrichtet sein, dass aufgrund des jodarmen Bodens das Gemüse i.d.R. nicht ausreichend Jod bietet und der Säugling zusätzlich ein Jodsupplement erhalten sollte“, ergänzt Professor Haiden. Jodmangel kann in diesem Alter noch eine Intelligenzminderung und eine verringerte geistige Leistungsfähigkeit zur Folge haben.
Weitere aktuelle Informationen rund um das Thema "Kindergesundheit" finden Sie auf der Internetseite der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) für Eltern und Interessierte, unter www.kinderaerzte-im-netz.at.
Quelle: Monatsschr Kinderheilkd
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