„Hat sich ein Kind verbrüht, müssen Eltern schnellstens die Hitzeeinwirkung unterbrechen, das heißt rasch die heiß getränkte Kleidung (Strampler, Body, Socken, Hose, Leibchen) entfernen und die verbrühten Stellen mit handkaltem (20°C aus der Leitung) Wasser kühlen. Das hilft gegen den Schmerz und stoppt die Hitzeeinwirkung. Wenn sich schon Blasen gebildet haben, sollten Eltern diese so gut wie möglich schonen. Dann den Notruf (144) absetzen. Bei großflächigen Verbrühungen oder Verletzung am Kopf nur kurz unter Fließwasser kühlen. Denn eine Auskühlung und Unterkühlung muss unbedingt vermieden werden. Hier kann man als Ersthelfer getränkte Kompressen oder saubere Tücher auflegen und locker ‚anwickeln‘, bis professionelle Hilfe eintrifft. Diese Maßnahme kühlt auch, verhindert aber die Auskühlung. Bei kleinen Verbrühungen an den Extremitäten - Finger, Hand, Fuß, isoliert am Ellenbogen - dürfen Eltern längerfristig mit handkaltem Wasser kühlen, um die Schmerzen zu lindern“, rät Priv.-Doz. Dr.med.Klaus Pfurtscheller von der Pädiatrischen Intensivstation und Leiter der Brandverletzungseinheit der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der Medizinischen Universität Graz sowie Mitglied der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ).
Bereits 5% der Körperoberfläche sind bei Verbrühungen für Säuglinge lebensgefährlich und 10% bei Kindern. Eine Tasse mit heißer Flüssigkeit reicht bereits aus, um bei Säuglingen und Kleinkindern bis zu 30% der Haut zu verbrühen. „Jede Verbrühung im Gesicht und Halsbereich, an den Händen und Füßen sowie im Genitalbereich muss von einem Arzt gesehen werden. Er kann beurteilen, ob eine Versorgung im Brandverletzungszentrum notwendig ist“, ergänzt der Experte, der auch Fachgutachter der wissenschaftlichen Zeitschrift „Burns“ ist.
Verbrühungen gehören den langjährigen Beobachtungen von Priv.-Doz. Dr.med. Pfurtscheller und seinen Kollegen zufolge zu den häufigsten thermischen Verletzungen im Kindesalter. Im Verlauf von 25 Jahren waren ca. 65% der thermischen Verletzungen Verbrühungen, ca. 14% Kontaktverbrennungen und ca. 12% Flammenverbrennungen. Buben (64%) und Ein- bis Fünfjährige (80%) sind demnach am häufigsten Opfer. „Die meisten Unfälle mit kleinen Kindern ereignen sich im Beisein oder im unmittelbaren Umfeld von Erwachsenen (z.B. in der Küche). Deshalb ist es wichtig, dass Eltern potenzielle Gefahrenquellen kennen und diese entschärfen. Die Vermeidung jedes einzelnen Unfalls muss unser vorrangiges Zeil sein!“ betont Priv.-Doz. Dr.med. Pfurtscheller.
In der kalten Jahreszeit besteht erhöhtes Risiko
Laut dem Kuratorium für Verkehrssicherheit müssen jährlich rund 3.000 Kinder in Österreich wegen Verbrennungen oder Verbrühungen ins Spital. Gerade in der kalten Jahreszeit mehren sich die Unfälle. Vorbeugend sollten einige Sicherheitsmaßnahmen beachtet werden:
- Stellen Sie Tassen oder Gefäße mit heißen Flüssigkeiten weit entfernt vom Tischrand auf!
- Essen oder trinken Sie nichts Heißes, während das Kind auf Ihrem Schoß sitzt!
- Tragen Sie keine heißen Flüssigkeiten herum, wenn Kinder in der Nähe herumtoben!
- Verzichten Sie auf Wärmflaschen!
- Verwenden Sie keine herunterhängenden Tischdecken!
- Herabhängende Kabel bei Tauchsiedern oder Wasserkochern vermeiden!
ERSTE HILFE
- Allgemein: Hitzequelle unterbrechen und kurz mit handkaltem Wasser (15 – 20°C) kühlen. Keine Anwendung von Eis oder Eiswasser. Coolpacks nur mit entsprechender Isolierung (eingewickelt) verwenden.
- Feuchte Kleidung entfernen, um Unterkühlung zu vermeiden, fest haftende Kleiderreste belassen.
- Kleine Wunden, z.B. an der Hand oder am Fuß, können mit handkaltem Wasser aus der Leitung oder feuchten Kompressen gekühlt werden, bis die Schmerzen nachlassen oder bis ein anderes Schmerzmittel (z.B. „Zapferl“) wirkt.
- Große Wunden oder Wunden z.B. am Stamm (Rumpf) oder im Gesicht nur kurz kühlen, um Unterkühlung zu vermeiden, und die Rettung bzw. den Notarzt verständigen, damit diese/r das Kind versorgen kann und eine Schmerztherapie einleiten kann.
- Blasen nicht entfernen oder eröffnen und keine Anwendung von „Hausmitteln“, wie z.B. Zahnpasta oder Topfen.
- Steriler Schutzverband und Vorstellung im Krankenhaus oder beim Hausarzt zur Beurteilung des Schweregrades (Ausdehnung und Tiefe der Verbrennung/Verbrühung) und zur definitiven Verbandsanlage.
Quelle: Monatsschr Kinderheilkd, Burns, KinderSicherheitsINFO: Mit Feuer & Flamme. www.grosse-schuetzen-kleine.at, Kuratorium für Verkehrssicherheit, GESUNDheit.gv.at
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