Verschluckte Knopfbatterie: Den Transport ins Krankenhaus nicht verzögern

Mit Bezug auf eine aktuelle Veröffentlichung in der Fachzeitschrift „Pädiatrie & Pädologie“ rät Univ.-Prof. Mag. Dr. Thomas Müller, Direktor der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde Innsbruck, davon ab, kleinen Kindern, die eine Knopfbatterie verschluckt haben, Honig oder irgendeine andere Nahrung zu geben, wie gelegentlich empfohlen wird. Eltern sollten einen Transport ins Krankenhaus keinesfalls verzögern. Honig würde die Behandlung und Entfernung der Knopfbatterie nur beeinträchtigen.

© design56 - Fotolia.com

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 „Bemerken Eltern, dass ihr Kind eine Knopfzelle verschluckt hat, sollte sie umgehend die 144 oder 112 – den europäischen Notruf – wählen. Denn dann muss ihr Kind in ein Kinderzentrum bzw. in eine Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie zur Untersuchung und gegebenenfalls zur endoskopischen Entfernung der Knopfzelle“, erklärt Univ.-Prof. Mag. Dr. Müller, der auch Mitglied der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) ist. Wenn eine Batterie in der Speise- oder Luftröhre festsitzt, kann sie durch ihre Spannung oder austretende Säure innerhalb von Stunden Verletzungen verursachen oder sogar ein Loch in die Speiseröhre oder Luftröhre brennen. Lithium-Knopfzellen mit einem Durchmesser von 20mm oder etwas größer bleiben besonders leicht stecken. Aber auch im Magen können Batterien durchlässig werden und Schwermetalle und ätzende Stoffe freisetzen. Wird die Batterie nicht rasch entfernt, können lebensbedrohliche Komplikationen auftreten. Gegen die Gabe von Honig spricht u.a., dass das Kind für eine Endoskopie zur Entfernung der Batterie nüchtern sein sollte. Falls die Batterie schon Gewebe durchlöchert hat, könnte der Honig in den Bauchraum austreten und zu weiteren Schwierigkeiten führen.

Kleine Kinder stecken gerne alles in den Mund. Besonders gefährdet, etwas zu schlucken, was nicht essbar ist, sind ein- bis dreijährige Kinder. Geräte, bei denen sich Batterien leicht lösen – z.B., wenn das Gerät hinunterfällt - oder herausgenommen werden können, sollten deshalb außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahrt werden. Spielzeug, Hörgeräte, Küchenwaagen, Fernbedienungen usw. sollten Eltern daraufhin überprüfen. „Übermäßiger Speichelfluss, Husten, Würgen sowie Erbrechen, aber auch unerklärliche Probleme beim Schlucken oder Atmen können Anzeichen dafür sein, dass ein Kind etwas unbemerkt verschluckt hat. Meistens zeigen die Kinder jedoch keine Symptome und es wird nur das Fehlen einer Batterie bemerkt oder vermutet! Beide Szenarien sind immer ein Notfall“, so Univ.-Prof. Mag. Dr. Müller.

Ohr und Nase sind ebenso gefährdet

Neben dem Mund schieben sich kleine Kinder oft auch Teile in das Ohr und die Nase. Steckt eine Knopfbatterie im Nasenloch oder im Gehörgang, kann das Kind dort einen Ausfluss und/oder Schmerzen entwickeln. Das Kind greift sich dann oft ans Ohr oder an die Nase. Batterien, die sich in der Nasenhöhle befinden, können u.a. Verletzungen der Nasenschleimhaut, Bildung von Narbengewebe und ein Loch in der Nasenscheidewand auslösen. Im Gehörgang kann eine Batterie das Hörvermögen schädigen, das Trommelfell durchlöchern und ebenso eine Lähmung des Gesichtsnervs zur Folge haben.

Quellen: Paediatr. Paedolog., AAP, Monatsschr. Kinderheilkd.
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Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.at. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des ÖGKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.