Kinderaerzte-im-Netz.at

Ihre Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Vorlesen gelingt mit gedruckten Büchern meist besser als mit Tablets

Mehrere amerikanische Studien weisen darauf hin, dass sich beim Vorlesen aus gedruckten Büchern Kinder weniger ablenken lassen als beim Vorlesen mithilfe von E-Books oder Tablets. Denn das besonders anregende „interaktive Vorlesen“ gelingt besser mit gedruckten Büchern. Eltern und Kleinkinder sprechen bei der Verwendung von elektronischen Büchern demnach weniger miteinander und zeigen weniger Interaktionen, auch wenn die Geschichten im E-Book oder auf einem Tablet zusätzlich mit Tönen und Animationen versehen sind.

„‘Interaktives Vorlesen‘ bedeutet, dass Eltern beim Vorlesen auf Äußerungen des Kindes reagieren; Fragen stellen, auf ähnliche Dinge oder Situationen verweisen, die das Kind schon erlebt hat usw. Auf diese Weise lernen Kinder neue Wörter, erlangen emotionale Kompetenz und können problemlösendes Denken erfahren. Im Umgang mit einem Bildschirm besteht die Gefahr, dass sich Kleinkinder weniger auf die Geschichte und die erzählenden Eltern konzentrieren und lieber auf den Bildschirm tippen oder wischen wollen usw.“, erklärt Prim. Univ.-Prof. Dr. Reinhold Kerbl, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) sowie Vorstand der Abteilung für Kinder und Jugendliche im Landeskrankenhaus Hochsteiermark in Leoben.

Einer aktuellen Studie in JAMA Pediatrics zufolge neigen sowohl Kleinkinder als auch Eltern bei einem Tablet oder E-Book schnell dazu, die Kontrolle über das Gerät gewinnen zu wollen. Bei gedruckten Büchern überwiegt dagegen die Gemeinsamkeit, und Kleinkinder beschäftigen sich mehr mit ihren Eltern und umgekehrt. „Haben Eltern die Wahl, dann ist Vorlesen aus gedruckten Büchern dem Geschichtenerzählen mithilfe eines Bildschirms vorzuziehen. Eltern, die sich dazu entschließen, elektronische Bücher mit Kleinkindern zu lesen, sollten versuchen, sich möglichst wenig von technischen Effekten und Möglichkeiten ablenken zu lassen“, fasst Professor Kerbl zusammen.

Die ÖGKJ setzt sich schon lange für eine Förderung des Vorlesens und Geschichtenerzählens ein, denn Vorlesen hat schon sehr früh einen positiven Einfluss auf die sprachliche und geistige Entwicklung des Kindes und damit auch auf seine späteren Schulleistungen. 2014, als die gemeinsame Aktion von ÖGKJ, Familienministerium und www.geschichtenbox.com „Geschichten vorlesen, Geschichten erzählen“ ins zweite Jahr ging, betonte Professor Kerbl in einem Interview in der Zeitschrift Pädiatrie & Pädologie, dass durch das Vorlesen neben der Vertiefung der Eltern-Kind-Beziehung auch die gesunde soziale Entwicklung des Kindes gefördert und die sprachliche Kompetenz unterstützt werden. „Dies erscheint mir in einer zunehmend ‚sprachlosen‘ Gesellschaft besonders wichtig und wertvoll. Und ich glaube, dass damit auch ein wichtiger Kontrapunkt gesetzt wird zu den elektronischen ‚Babysittern‘ TV, Internet und dgl.“

Quellen: JAMA Pediatr., Pediatrics, Pädiatrie & Pädologie, HealthDay News, Michigan Health Lab News
_______________________
Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.at. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des ÖGKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.