„Das Humane Papillomavirus (HPV) infiziert Haut- oder Schleimhautzellen und wird meist sexuell übertragen, auch bei Verwendung eines Kondoms durch intensiven Hautkontakt. Zudem kann eine infizierte Mutter das Virus bei der Geburt auf ihr Neugeborenes übertragen. Fast 80 % der Menschen kommen irgendwann in ihrem Leben mit HPV in Kontakt – oft unbemerkt, da die Infektion meist keine Beschwerden verursacht und häufig spontan ausheilt“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Hans Jürgen Dornbusch, Leiter des Referates Impfkommission der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ).
14 der über 200 bekannten HPV-Stämme gelten als Hochrisiko-Typen, die Krebs auslösen können. Etwa 10 % dieser Virustypen bleiben nach Infektion dauerhaft in den Schleimhautzellen und können Krebsvorstufen oder Krebs verursachen.
HPV ist verantwortlich für:
- etwa 90 % der Zervixkarzinome,
- 70 % der Karzinome an Vagina und Vulva,
- 60 % der Peniskarzinome,
- über 90 % der Analkarzinome und
- 70 % der Tumoren in Mundhöhle und Rachen.
Jährlich führen HPV-Tests in Österreich zu rund 60.000 verdächtigen Befunden mit häufig erforderlichen chirurgischen Eingriffen, etwa 400 neue Fälle von Gebärmutterhalskrebs werden diagnostiziert, und bis zu 180 Todesfälle sind auf das Virus zurückzuführen.
Frühzeitige Impfung besonders wirksam – Schutz für Mädchen und Jungen
„Die Impfung sollte idealerweise zwischen 9 und 11 Jahren erfolgen. In diesem Alter entwickelt der Körper eine besonders starke Immunantwort, um krebsauslösende HP-Viren unschädlich zu machen. Sie wirkt zudem am besten, wenn sie vor der ersten Ansteckung mit HPV verabreicht wird“, empfiehlt Priv.-Doz. Dr. Dornbusch, Kinder- und Jugendarzt mit Ordination in Graz.
Die Impfung schützt vor 9 HPV-Stämmen, die jeweils ca. 90 % der bösartigen Veränderungen und der Anogenitalwarzen verursachen. Für einen vollständigen Schutz sind zwei Impfdosen im Abstand von 6 bis 12 Monaten erforderlich.
US-Studien zeigen, dass nach Einführung der HPV-Impfung die Todesfälle durch Gebärmutterhalskrebs bei Frauen unter 25 Jahren zwischen 2013 und 2021 um 62 % gesunken sind. Auch bei jungen Männern reduzierte die Impfung das Risiko für HPV-assoziierte Karzinome um 54 % und das Risiko für Kopf-Hals-Tumore um 56 % im Vergleich zu Ungeimpften.
In den letzten Jahren gehörten HPV-bedingte Oropharynxkarzinome (Krebs im Mund-Rachen-Raum) zu den am schnellsten zunehmenden Krebsarten – insbesondere bei Männern. Etwa jeder fünfte Jugendliche oder Mann ab 15 Jahren in Europa ist mit einem HPV-Hochrisikotyp infiziert.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Europäische Kommission setzen sich für eine Anhebung der Impfquote bei Mädchen bis 2030 auf mindestens 90 % ein. Zudem soll auf Empfehlung der International Pediatric Association (IPA) die HPV-Durchimpfungsrate auch bei Buben bis 2030 weltweit deutlich steigen.
In Österreich ist bislang nur etwa die Hälfte der 14-Jährigen zweimal gegen HPV geimpft, bei 20-Jährigen liegt die Durchimpfungsrate noch niedriger.
Der Welt-HPV-Tag soll das Bewusstsein dafür schärfen, dass HPV-bedingte Krebserkrankungen vermeidbar sind. Der erste HPV-Aktionstag fand am 4. März 2018 statt und wird seither jährlich begangen.
Quellen:
- Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) (Hg.): Impfplan Österreich 2024/2025. Version 1.1 vom 18.12.2024.
- Cantu L. Cervical cancer deaths in young women plummet after introduction of HPV vaccine. Medical University of South Carlonia, 27.11.2024.
- DeKloe J Urdang ZD , Outschoorn UEM , Curry JM. Effects of HPV vaccination on the development of HPV-related cancers: A retrospective analysis of a United States-based cohort. J Clin Oncol 2024;42(Suppl 16):Abstr 10507.
- Dorali P, Damgacioglu H, Clarke MA, Wentzensen N, Orr BC, Sonawane K, Deshmukh AA. Cervical Cancer Mortality Among US Women Younger Than 25 Years, 1992-2021. JAMA. 2025 Jan 14;333(2):165-166.
- International Papillomavirus Society. 4th of March – International HPV Awareness Day. Retrieved 13.02.2025.
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- Pan TL: Die WHO 2030 Cervical Cancer Elimination Initiative. Gynäkol.Prax.2024;34:148–153.
- Srinivasan Rajsri K, Rao V, Vardhman S. Exploring the role of HPV - from Sexually Transmitted Infection to Oropharyngeal Carcinoma. Preprints 2024, 2024031092.
- WHO. Human Papillomavirus (HPV). Retrieved 13.02.2025.
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