Kinderaerzte-im-Netz.at

Ihre Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Weniger bekanntes Risiko für Heranwachsende mit Übergewicht: Nicht-alkoholische Fettlebererkrankung

Dass Übergewicht das Risiko für chronische Erkrankungen wie Diabetes (Zucker), Herz-Kreislauf-, Skelett-Erkrankungen sowie psychische Probleme längerfristig erhöht, ist bekannt. Weniger verbreitet ist das Wissen, dass auch die Lebergesundheit unter zu vielen Pfunden leiden kann.

Übergewicht begünstigt die Entwicklung einer Fettleber (© Galina Barskaya - Fotolia.com) lina Barskaya - Fotolia.com

Übergewicht begünstigt die Entwicklung einer Fettleber (© Galina Barskaya - Fotolia.com)

„Die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (nonalcoholic fatty liver disease NAFLD) gehört mittlerweile zu den führenden Lebererkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Schätzungsweise über ein Drittel der Kinder mit starkem Übergewicht sind davon betroffen“, erklärt Prim. Univ.-Prof. Dr. Daniel Weghuber, Vorstand der Uniklinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Salzburg (Paracelsus Medizinische Universität - PMU) und stellvertretender Leiter der Arbeitsgruppe Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung bei der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Bei Erwachsenen können Fettablagerung in der Leber (Steatose) zu Entzündungen sowie Narbenbildung bzw. Gewebeveränderungen führen und im schlimmsten Fall im Verlauf der Zeit auch eine Lebertransplantation erforderlich machen. „Zwar hat die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen mit einer Fettleber wahrscheinlich noch keine bleibenden Gewebeveränderung (Fibrose). Doch ohne Lebensstilveränderungen besteht die Gefahr, dass die Leber im Verlauf von etwa zwanzig Jahren so stark verändert, dass sie sich nicht mehr erholen kann. Deshalb ist es wichtig, Kinder mit NAFLD frühzeitig zu erkennen, um ihnen Leberschäden in ihrem späteren Leben zu ersparen“, gibt Prim. Univ.-Prof. Dr. Weghuber zu bedenken.

In Österreich sind etwa 250.000 Kinder und Jugendliche von Übergewicht und 40.000 Kinder von starkem Übergewicht betroffen. Neben Gewichtsproblemen gelten vermehrtes Bauchfett, eine Zuckererkrankung, hoher Blutdruck, erhöhte Blutfettwerte als Risikofaktoren für die Entwicklung einer Fettleber. Liegen mehrere Risikofaktoren zusammen vor, steigert dies die Tendenz zu Fetteinlagerungen in der Leber sogar um 60 bis 70%. Es gibt aber auch eine erbliche Veranlagung, die mit einer Neigung zu einer Fettleber verknüpft ist.

"Bei Kindern mit starkem Übergewicht oder mit Übergewicht zusammen mit anderen Risikofaktoren kann es sinnvoll sein, die Leberwerte im Blut etwa ab acht Jahren zu kontrollieren, um NAFLD aufzuspüren“, so Prim. Univ.-Prof. Dr. Weghuber. Wer als junger Erwachsener im Alter von 18 und 20 Jahren unter Gewichtsproblemen leidet, neigt einer schwedischen Studie zufolge im Verlauf von Jahrzehnten deutlich mehr als normalgewichtige Gleichaltrige zu z.T. schweren Lebererkrankungen, wie z.B. eine Schrumpfleber (Leberzirrhose), die auch den Tod zur Folge haben kann. Je höher das Gewicht in jungen Jahren, desto größer ist demnach das Erkrankungsrisiko mit zunehmendem Alter.

Häufiger Konsum von Fast Food und Limonade begünstigt Fettleber

Wenig Bewegung und eine kalorienreiche Ernährung, insbesondere reich an einfachen Kohlenhydraten wie Fruktose (Fruchtzucker) sind Hauptursache für eine steigende Anzahl Heranwachsenden mit Übergewicht und NAFLD. Fructose (z.B. in Limonaden) begünstigt die Fettablagerungen in der Leber, unabhängig von der Gesamtkalorienaufnahme. Für die Entwicklung von NAFLD spielt u.a. auch eine Rolle, welche Fette jemand verzehrt. Ein Speiseplan, der viel gesättigte langkettige Transfettsäuren enthält, führt eher zu Entzündungsreaktionen (häufig in Fertiggerichten oder Fast Food) als der Verzehr von vielen ungesättigten Fetten.

Unterstützende Rehamaßnahme für eine erfolgreiche Gewichtsabnahme

Für eine umfassende Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit ungesundem Gewicht stehen spezielle Reha-Einrichtungen zur Verfügung. „Dort lernen junge Betroffene im Rahmen eines mehrwöchigen Therapieprogramms (mindestens 3–5 Wochen) ihr Ernährungs- und Essverhalten zu verändern, sich mehr zu bewegen und können z.T. begleitende Probleme bearbeiten“, ergänzt Prim. Univ.-Prof. Dr. Weghuber, der auch Mitautor des „Nationalen Konzepts zur Therapie von Übergewicht und Adipositas“ ist. Im Zentrum Leuwaldhof (St. Veit/Pongau, Salzburg), in zwei kokon-Zentren (Bad Erlach, Niederösterreich und Rohrbach-Berg, Oberösterreich) in Wildbad Einöd (Steiermark; Wiesing, Tirol) gibt es beispielsweise entsprechende Angebote. Kinder bis 12 Jahre absolvieren die Reha in Begleitung eines Elternteils, Jugendliche allein oder in Begleitung. Sowohl Spitalsabteilungen als auch niedergelassene Kinder- und Jugendärzte und Kinder- und Jugendärztinnen, Ärzte und Ärztinnen können Heranwachsende zuweisen.

Quellen
_____________
Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.at. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des ÖGKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.