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Wiederholte, jährliche Grippe-Erkrankungen (Influenza) sind bei ungeimpften Kindern häufig - keine Impfung verpassen

Eine aktuelle österreichische Studie von Priv.-Doz. Dr. Johannes Möst, Facharzt für klinische Mikrobiologie und Hygiene, von der Universität Innsbruck und Kollegen macht darauf aufmerksam, dass im Vergleich zu ungeimpften Erwachsenen bei Kindern ohne Grippeimpfung Jahr für Jahr wiederholte Grippe-Erkrankungen keine Seltenheit sind.

© Ermolaev Alexandr - Fotolia.com

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„Jährlich infizieren Influenzaviren zwischen 5% und 15% der Bevölkerung. Kinder sind noch mehr betroffen - ca. 30% der Kinder stecken sich mit der Grippe an“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Hans Jürgen Dornbusch, Fachgruppenleiter der Pädiater in der Steiermark sowie zukünftiger Leiter des Referats Impfkommission der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). In seltenen Fällen können Kinder auch zweimal in einer Saison an Influenza erkranken. Eine jährliche Grippeimpfung kann deshalb Krankheit, Fehlzeiten in Kindergarten und Schule vermeiden helfen. Kinder haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, sich mit Influenza zu infizieren und diese zu verbreiten, denn sie halten Hygieneregeln, wie Händewaschen oder in die Armbeuge husten und niesen, meist nicht so konsequent wie Erwachsene ein und neigen zu engen Kontakten, z.B. in Gemeinschaftseinrichtungen. Sie scheiden das Grippevirus zudem länger als Erwachsene aus.

Vierfach-Influenza-Impfstoff empfohlen

Idealerweise sollte die Impfung Ende Oktober (vor Beginn der Grippesaison) erfolgen, da der Aufbau der maximalen Immunität etwa vier Wochen dauert. Die Immunisierung ist aber auch noch später möglich, wenn bereits (meist beginnend um Weihnachten) Influenza-Fälle auftreten. Der Impfplan empfiehlt für Kinder und Jugendliche einen Vierfach-Influenza-Impfstoff, der je zwei A- und zwei B-Influenzastämme abdeckt. Ab dem vollendeten 2. Lebensjahr könnte ein nasaler Impfstoff (vierfacher Lebendimpfstoff) verabreicht werden, der jedoch heuer aus ökonomischen Gründen nicht nach Österreich geliefert wird.

Kinder bis zum Alter von acht Jahren, die zum ersten Mal mit einem Lebendimpfstoff geimpft werden, brauchen zwei Impfdosen im Abstand von mindestens vier Wochen, um einen guten Schutz aufzubauen. Beim Totimpfstoff (tetravalenter, inaktivierter Impfstoff) gilt das für Kinder bis neun Jahre. Wenn diese Kinder allerdings bei ihrer ersten Grippeimpfung nur einmal geimpft wurden, sollten sie im darauffolgenden Jahr zwei Grippe-Impfungen erhalten. In weiterer Folge reicht dann die einmal jährliche Impfung.

Der Impfplan rät insbesondere auch Schwangeren, Stillenden und Frauen, die während der Influenzasaison schwanger werden wollen, sowie Personen im Umfeld von Neugeborenen dringend dazu, sich gegen Influenza impfen zu lassen.

Virus-Typen verändern sich ständig

Das Influenza-Virus ist kein einzelnes Virus, sondern eine Familie sich ständig verändernder Virusstämme. Influenzaviren vom Typ A und Typ B zirkulieren hauptsächlich beim Menschen und verursachen saisonale Epidemien und gelegentliche Pandemien. Aufgrund der Mutationsneigung treten jedes Jahr unterschiedlich stark veränderte Stämme auf, an die der Impfstoff so gut wie möglich angepasst wird.

Ungeimpfte Erwachsene haben manchmal in ihrer Kindheit schon mit ähnlichen Viren Kontakt gehabt und sind dadurch weniger anfällig für eine schwere Erkrankung. Diese Vermutung bestätigte sich bei der „Schweinegrippe“-Pandemie mit dem Influenza-Virus A (H1N1) im Jahr 2009, als ältere Patienten, die zuvor in ihrer Kindheit ähnlichen Influenza-Viren ausgesetzt waren, weniger betroffen waren.

Grippeimpfung schützt Kinder vor Krankenhausaufenthalt

Kleine Kinder und ältere Menschen sind besonders gefährdet, aufgrund von Grippe-Komplikationen stationär behandelt werden zu müssen. Mehr als 60% aller Influenza-bedingten Krankenhauseinweisungen betreffen diese Altersgruppen. Dr. Angela P. Campell von der amerikanischen Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) zeigte aktuell, dass der Influenza-Impfstoff in den letzten 2 Grippesaisonen (2016/17 und 2017/18) das Risiko für Kinder in der Folge einer Grippeerkrankung ins Krankenhaus zu müssen, halbieren konnte. „Dies belegt, dass die Impfung schwere Grippeerkrankungen verhindern hilft - in jeder Grippesaison und unabhängig davon, welche Viren vorherrschen“, fasst Priv.-Doz. Dr. Hans Jürgen Dornbusch, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde mit einer Ordination in Graz-Andritz, zusammen.
In der Influenza-Saison 2017/2018 verstarben mindestens 9 Kinder in österreichischen Kinderkrankenhäusern mit der Diagnose Influenza, schätzungsweise 1.900 Kinder mussten mit Grippe ins Spital.

Quellen: Open Forum Infectious Diseases, National Flu Surveillance Research: IDWeek, Viruses, Journal of Infectious Diseases, Impfplan Österreich 2019

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Dies ist eine Pressemeldung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.at. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des ÖGKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden
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