Die höchsten Raten von übergewichtigen Kindern treten dem WHO-Report zufolge in den südeuropäischen und Mittelmeerländern auf, so Dr. Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa. Für die Untersuchung lagen – zwar nicht immer vollständig – die Daten von 40 Ländern vor.
Die höchsten Raten an dicken Kindern und Jugendlichen weisen derzeit Griechenland, Mazedonien, Slowenien, Kroatien und Portugal auf, sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen, sagte die Studienleiterin Jo Inchley von der University of St. Andrews in Schottland.
Stärkster Anstieg in osteuropäischen Ländern
„Die stärksten Zunahmen verzeichnen die osteuropäischen Länder, weil sie sehr geringe Raten hatten und jetzt ‚aufholen‘", erklärte sie. Insgesamt gab es in 16 der untersuchten Länder seit 2002 (bis 2014) eine Zunahme der Fettleibigkeit. Dennoch: "Wir sehen nicht die starken Zunahmen, die wir anfangs gesehen hatten. Das sollte aber nicht zum Nichtstun verleiten", mahnte sie.
Die durchschnittliche Rate für Fettleibigkeit lag in den untersuchten Ländern bei 5% der Jugendlichen, sie stieg bis 2014 auf etwa 10% in den EU-Ländern und erreichte beispielsweise sogar 14% in Mazedonien.
In Österreich liegen Jungen in Bezug auf Übergewicht etwas über dem europäischen Durchschnitt. Waren 2002 noch 4,9% der Jungen übergewichtig, so brachten 2014 bereits 6,1% zu viel Pfunde auf der Waage. Bei Mädchen waren 2002 2,3% übergewichtig und 2014 3%. Der tägliche Zuckerkonsum nahm sowohl bei Mädchen als auch bei Burschen in Österreich im Untersuchungszeitraum zu.
Die niedrigste Prävalenz der Fettleibigkeit weisen Norwegen, Dänemark, die Niederlande, die Schweiz und die Ukraine auf. Und es gab sogar einen Rückgang beim Übergewicht in der Altersgruppe der Dreizehnjährigen in Norwegen, so Dr. Inchley. „Es spielen dabei viele Faktoren eine Rolle. In Norwegen wird beispielsweise eine ziemlich strenge Politik in Hinblick auf gesundes Schulessen verfolgt“, erläuterte sie.
Vor allem jüngere Jugendliche, Jungen und diejenigen, die in sozial benachteiligten Familien leben, neigen zu Übergewicht, so der Bericht. Heranwachsende aus weniger wohlhabenden Familien ernähren sich i.d.R. weniger gesund, bewegen sich weniger und verbringen mehr Zeit vor dem Bildschirm.
Neuen Medien sind nun mehr als der Fernseher die Ursache für bewegungsarmen Lebensstil
Während fernsehen in ganz Europa rückläufig ist, steigt die Zeit vor einem Bildschirm in Form von Computer oder anderen neuen Medien massiv an. Mädchen holen diesbezüglich auch Jungen ein. Die aktuelle Empfehlung, dass Heranwachsende weniger als 2 Stunden pro Tag vor einem Bildschirm verbringen sollten, wird nur von einer Minderheit der europäischen Jugendlichen erfüllt.
Vor dem Fernseher saßen 2014 werktags zwei oder mehr Stunden 52% der österreichischen Heranwachsenden. 2006 waren dies noch 8,1% mehr Jugendliche. Doch dieser positiven Entwicklung wirkt die negative Entwicklung im Computergebrauch entgegen: 2006 saßen 51,6% der 11- bis 15-jährigen Österreicher zwei oder mehr Stunden wochentags vor dem Computer. Bis 2014 steigerte sich dieser Prozentsatz sogar auf 62,4%.
Die Empfehlung, sich 60 Minuten mäßig bis intensiv zu bewegen, erzielen mit zunehmenden Alter ebenso immer weniger Heranwachsende. So hielten sich in Österreich 2014 nur 5,5% der 15-jährigen Mädchen und 17,3% der gleichaltrigen Jungen an diese Zielvorgabe (gegenüber 25,7% der 11-jährigen Mädchen und 32,7% der 11-jährigen Burschen).
Quelle: Medscape, WHO (press release, report)