In Einzelfällen konnten österreichische Forscher auch aktive Zecken bei leichtem Schneefall und 3 bis 4 °C beobachten. Steigen die Temperaturen an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen, begeben sich Zecken auf Wirtssuche. „Wenn die Sonne scheint, muss die Körpertemperatur der Zecke auch nicht unbedingt mit der Lufttemperatur übereinstimmen. Die Spinnentiere können eine Vielzahl von Krankheiten übertragen“, warnt Prof. Dr. Dipl.oec.med. Jürgen Brunner, Mitglied der Arbeitsgruppe Infektiologie der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ).
In Österreich sind Lyme-Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) die häufigsten von Zecken übertragenen Erkrankungen. FSME verursacht eine Entzündung von Hirn und Hirnhaut. Borreliose kann mehrere Organsysteme betreffen, insbesondere Haut, Zentrales Nervensystem, Gelenke und Herz. Gegen FSME gibt es eine Impfung gegen Borreliose nicht.
USA: Spinnentiere mittlerweile im Januar und Februar aktiv
Je nach Art überleben die Blutsauger die Wintermonate, indem sie unter einem Haufen Blätter bleiben oder sich vergraben oder den Winter auf einem warmen Wirtstier ausharren, bis Plusgrade erreicht werden. In den USA (Staaten des Mittleren Westens Arkansas, Kansas, Missouri, Oklahoma) gab es letztes Jahr Berichte über eine zunehmende Aktivität von Zecken bereits in den Monaten Januar und Februar bei tieferen Temperaturen. Forscher beobachteten, dass Zecken, die das Borrelia-Bakterium (Borrelia burgdorferi) in sich trugen, Minustemperaturen besser überlebten und auch früher aktiv wurden als nicht-infizierte Zecken. In Österreich tragen über ein Viertel der Zecken (26%) Borrelien in sich. Ob sie ähnlich wie in den USA früher aus ihrer „Winterstarre“ erwachen, ist nicht bekannt. „Haustiere können aus dem Freien Zecken mitbringen und auf Kinder übertragen. Auch in der Kleidung kann eine Zecke länger überstehen. Entdecken Eltern eine Zecke bei ihrem Kind, sollten sie diese umgehend mit einer Pinzette am Kopfbereich direkt über der Haut fassen und langsam, ohne zu drehen, herauszuziehen und anschließend die Einstichstelle sorgfältig desinfizieren“, rät Prof. Dr. Dipl.oec.med. Jürgen Brunner, der im Spezialbereich Rheumatologie im Department für Kinder- und Jugendheilkunde an der Universitäts-Klinik Innsbruck tätig ist. Dorthin kommen junge Patienten u.a., wenn sie Gelenksschmerzen, Fieber ohne bekannte Ursache und unklare Hautausschläge zeigen – Beschwerden, die auch nach einem Zeckenstich auftreten können. Eine Borrelieninfektion kann beispielsweise Gelenkentzündungen mit Schwellung, starker Rötung und Überhitzung verursachen.
Entwickelt ein Kind mehrere Wochen nach dem Zeckenstich eine Wanderröte (charakteristische Hautrötung mit aufgehellter Mitte) und/oder allgemeinen Krankheitssymptomen wie Kopfschmerzen, Muskelschmerzen oder Fieber, sollten Eltern es ebenso einem Kinder- und Jugendarzt vorstellen.
Gegen FSME durch Impfung schützen
Der AGES zufolge gehört Österreich zu den am stärksten von der FSME betroffenen Gebieten Europas. Im Jahr 2020 erreichten die FSME-Erkrankungen mit 250 Fällen einen Höchststand. 13 Kinder erkrankten an einer Meningoenzephalitis (Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten) und ein Kind an einer Enzephalomyelitis (kombinierte Entzündung von Gehirn und Rückenmark). Die FSME-Impfung ist ab dem vollendeten 1. Lebensjahr zugelassen. 2022 erkrankten 204 Menschen, es gab 3 todesfälle. In Risikogebieten sollten drei Impfungen ab dem vollendeten 1. Lebensjahr erfolgen. Die zweite Impfung empfiehlt sich 1-3 Monate nach ersten, die dritte 5-12/9-12 (abhängig vom verwendeten Impfstoff) Monate nach der zweiten Impfung. Eine 1. Auffrischimpfung sollte das Kind dann nach 3 Jahren bekommen, weitere Auffrischimpfungen alle 5 Jahre.
Quellen: PLoS One, Science, Society of Integrative & Comparative Biology, Impfplan Österreich 2022, AGES, Jahresstatistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten - Jahresbericht 2020, Jahresstatistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten - Jahresbericht 2022, Denisia, Gesundheit.gv.at
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