Wenn Kinder schon im Alter von einem Jahr das Handy, Tablet u.Ä. häufiger als Spielzeug bekommen, können Entwicklungsverzögerungen die Folge sein. Eine umfangreiche japanische Studie legt nun nahe, dass die Menge der Bildschirmzeit (Dosis) in diesem Alter direkt mit dem Grad der Entwicklungsverzögerung (Wirkung) später zusammenhängt. „Je jünger die Kinder sind, desto schwerwiegender können die Folgen häufigen Medienkonsums sein. Denn kleine Kinder machen wichtige Entwicklungsschritte durch und benötigen das Wechselspiel mit ihren Bezugspersonen, um u.a. Kommunikationsfähigkeit, Problemlösungsfähigkeit sowie soziale Fähigkeiten zu erwerben“, erklärt Dr. Werner Sauseng, Erstautor der österreichischen Empfehlungen zur Regulierung von Bildschirmzeiten im Kindes- und Jugendalter. Bei den Kindern im Alter von zwei Jahren war eine längere Bildschirmzeit im Alter von einem Jahr der japanischen Untersuchung zufolge mit Entwicklungsverzögerungen in den Bereichen Kommunikationsfähigkeit, Feinmotorik, Problemlösungsfähigkeit sowie bei den sozialen Fähigkeiten verbunden. Im Alter von vier Jahren zeigte sich der negative Einfluss des Medienkonsums mit einem Jahr nur noch in den Bereichen Kommunikation und Problemlösungsfähigkeit.
Weniger Zuwendung durch Smartphone
Vor allem in der ersten Zeit sind Babys auf die feinfühlige Antwort ihrer Eltern angewiesen. Diese ist für die gesunde psychische, emotionale und soziale Entwicklung des Kindes sehr wichtig. Eltern reagieren auf ihren Säugling u.a. mit übertriebener Mimik, sprechen besonders deutlich bzw. in „Babysprache“ und wiederholen Gesagtes häufig. Dabei unterstützen sie die Bindung und Sprachentwicklung. Sind Eltern in der Gegenwart des Kindes oftmals von Smartphone, Tablet & Co. abgelenkt, gehen wichtige Interaktionen und Eltern-Kind-Beziehungszeiten verloren. Eltern beachten die Aufmerksamkeitsangeboten ihres Kindes weniger bzw. bemerken diese verzögert und demonstrieren weniger Zuneigung. „Erste Studien weisen beispielsweise darauf hin, dass Kinder von Eltern, die das Smartphone ständig nutzen, zu auffälligem Verhalten sowie Schlaf- und Essstörungen neigen“, gibt Dr. Sauseng, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde in Kumberg, zu bedenken. Mütter, die vermehrt aufs Smartphone schauen, haben nach eigenen Angaben zudem häufiger Schwierigkeiten, ihr Kind nach Stresssituationen zu beruhigen.
Vorbildrolle der Eltern
Vor allem Eltern sind von klein auf das Vorbild für Kinder und werden von ihnen nachgeahmt, aber auch Geschwister spielen eine Rolle. Kleine Kinder sollten deshalb Familienangehörige so wenig wie möglich bei der Nutzung von Bildschirmmedien beobachten. Bis zu zwei Jahren bleiben Kinder fern von Bildschirmmedien. Dann dürfen sich Kinder bis zu 6 Jahren schrittweise höchstens eine halbe Stunde pro Tag in Anwesenheit der Eltern mit diesen Medien beschäftigen. Diese Medienzeit sollten Sorgeberechtigte nicht verwenden, um ihre Kinder zu belohnen, zu bestrafen oder zu abzulenken.
Quellen: Monatsschr Kinderheilkd, JAMA Pediatr., Paediatr. Paedolog., DGKJ (1, 2)
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