Grippe erleichtert Covid-19-Erkrankung
“Wenn Omikron zu vielen Erkrankungen führt und die Grippesaison stark ausfällt, erhöht dies die Wahrscheinlichkeit für ein Zusammentreffen beider Erreger. Dieses Risiko lässt sich durch eine Influenza-Impfung und auch Coronaimpfung vermeiden. Und auch die Grippe alleine sollten Eltern nicht unterschätzen”, betont Priv.-Doz. Dr. Hans Jürgen Dornbusch, Leiter des Referates Impfkommission der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (ÖGKJ). Über die Hälfte der Krankenhauseinweisungen (60%) aufgrund einer Grippe und etwa 90% der Influenza-bedingten Todesfälle betreffen ältere Menschen und selten leider auch Kinder. Die Influenzaimpfung ist für Kinder ab 6 Monaten kostenlos möglich, während eine ebenfalls kostenfreie Coronaimpfung derzeit für Kinder ab 5 Jahren empfohlen wird. Der nasale Grippe-Impfstoff („Nasenspray“) ist ab zwei Jahren bis zum 18. Lebensjahr zugelassen. Anfang Dezember wurde die Anhebung der Altersgrenze für die kostenfreie (nasale) Influenzaimpfung vom 15. auf den 18. Geburtstag durch das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz empfohlen, was bisher von den Bundesländern Kärnten, Oberösterreich, Steiermark, Vorarlberg und Wien umgesetzt wurde (Stand: 17.01.2022; noch nicht umgesetzt in Burgenland, Niederösterreich, Salzburg und Tirol).
Influenzaviren werden wie Coronaviren über Tröpfcheninfektion, z.B. durch Husten, Niesen oder Sprechen, weitergegeben. Die Übertragung ist zudem über verunreinigte Oberflächen oder Hände möglich. In Österreich nimmt die Grippewelle meist Ende Dezember Fahrt auf, erreicht oft im Februar ihren Höhepunkt und hält bis März an. In der letzten Saison (2020/2021) ist die Influenza durch die Corona-bedingten Schutzmaßnahmen ausgeblieben, umso intensiver könnte sie sich heuer - gerade durch den Ausfall der sonst üblichen „Wildimmunisierung“ der Bevölkerung in der Vorsaison, durch offene Schulen und intensiven Flugverkehr - gestalten. Eine Impfung ist also immer noch sinnvoll, damit Kinder in der vermutlich bevorstehenden Grippewelle geschützt sind. Die Impfung der Kinder trägt zudem zu einer geringeren Verbreitung der Influenzaviren in der Bevölkerung (und insbesondere auf die besonders gefährdeten Senioren) bei. Kinder erkranken wesentlich häufiger, haben eine höhere Viruslast und sind länger infektiös als Erwachsene.
Pneumokokken: Steigende Infektionszahlen befürchtet
Streptococcus pneumoniae bzw. Pneumokokken sind Bakterien, die den Nasen-Rachen-Raum besiedeln und viele verschiedene Krankheiten auslösen. Diese können leicht bis schwer verlaufen und z.B. eine Mittelohr- oder Nebenhöhlenentzündung, Schnupfen und Husten, aber auch schwere invasive Erkrankungen wie eine Lungenentzündung (Pneumonie), Hirnhautentzündung (Meningitis) oder Blutvergiftung (Sepsis) verursachen. „Durch Coronamaßnahmen und Lockdowns haben sich diese Erkrankungen fast halbiert, doch sobald wieder Lockerungen eintreten, steigen die Zahlen vermutlich wieder. Denn Pneumokokken werden ähnlich wie Coronaviren über Tröpfcheninfektion übertragen. Deshalb ist es wichtig, diese Impfungen nicht zu versäumen“, gibt Priv.-Doz. Dr. Hans Jürgen Dornbusch, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde mit Ordination in Graz, zu bedenken. Erlitten 2019 noch 615 Menschen (davon 32 Kinder bis 14 Jahre) aufgrund einer Pneumokokken-Infektion schwere invasive Erkrankungen, waren es 2020 356 bestätigte invasive Pneumokokken-Erkrankungen (davon 23 Kinder bis 14 Jahre). Menschen über 60 Jahren und Kinder unter fünf Jahren haben ein besonders hohes Risiko für schwere Verläufe einer Pneumokokken-Infektion.
Die drei erforderlichen Impfungen sind für Kinder bis zum vollendeten 2. Lebensjahr kostenfrei und sollten im 3., 5. und 12.–14. Lebensmonat verabreicht werden. Für Risikokinder steht die kostenfreie Impfung sogar bis zum vollendeten 5. Lebensjahr zur Verfügung. Unter anderem junge Patienten mit Cochlea-Implantat, Zuckererkrankung, HIV-Infektion oder Immundefekten (angeboren, erworben oder durch Medikamente), Kinder mit fehlender oder nicht funktionsfähiger Milz, chronischen Herz-, Lungen-, Nieren- oder Lebererkrankungen gelten als besonders gefährdet.
Bei einer Pneumokokken-Meningitis stirbt etwa 1 von 10 erkrankten Kindern und über ein Viertel ist von bleibenden neurologischen Schäden betroffen „Als Folgeerkrankungen können u.a. geistige Probleme, psychologische Schwierigkeiten, motorische Entwicklungsverzögerungen oder Hörbehinderungen zurückbleiben“, warnt Priv.-Doz. Dr. Dornbusch, der auch ÖGKJ-Delegierter zur European Academy of Paediatrics und auch dort „Chair“ der „Vaccination Advisory Group“ ist.
Quellen: Ages, Cell Res., Pneumokokken - Jahresbericht 2020, Pneumokokken - Jahresbericht 2019, Eur J Pediatr, Vaccines, Mikrobiyol Bul., Microbiol Spectr., Übersicht Influenza-Impfangebote in den Bundesländern, Wissenschaftliche Akademie für Vorsorgemedizin, Paediatr. Paedolog.
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