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Ihre Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

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Piercing

© foto.fritz – Fotolia.com
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Man sollte sich ausreichend Zeit für ein ruhiges, offenes Gespräch nehmen und mit dem Jugendlichen ausführlich über alle Vor- und Nachteile des Piercings - die gesellschaftlichen und auch die medizinischen - reden. Folgende Fragen sollte man dem Jugendlichen stellen: Welchen konkreten Vorteil versprichst Du Dir vom Piercing? War es allein Deine Idee? Willst Du es unbedingt haben, weil es Dir gefällt oder nur weil es Deine Freunde auch haben? Willst damit zu einer bestimmten Gruppe gehören? Nur wenn es die alleinige, freie Entscheidung des Jugendlichen ist, wird er auch bereit sein, die Konsequenzen zu tragen. Aus medizinischer Sicht bestehen folgende Gefahren: Wird das Piercing nicht unter strengsten hygienischen Bedingungen durchgeführt, was in sogenannten "Hinterhof-Praxen" kaum der Fall ist, kann es zu einer Hepatitis-Infektion kommen. Gegen Hepatitis B ist der Jugendliche (höchstwahrscheinlich) geimpft, aber gegen Hepatitis C gibt es keine Schutzimpfung. Weiters kann es zu lokalen Infektionen (in rund 30% aller Fälle), zu Einrissen und allergischen Reaktionen durch Metallteile kommen, wenn nicht hochwertige Edelmetalle verwendet werden. Speziell beim Zungen-Piercing können sich kleine Teile von der Schraube/dem Stift lösen und verschluckt werden. Gelangt ein kleiner Metallteil durch die Atmung in die Luftröhre, kommt es zu ernsthaften Problemen. Metallstifte im Mund können auch mit Zahnfüllungen reagieren und unangenehme Gefühle wie Kribbeln auslösen. Aus medizinischer Sicht muss man von Piercings striktest abraten. Lässt sich der Jugendliche nicht davon abbringen, sollte es unter strengen hygienischen Bedingungen mit hochwertigem Edelmetall durchgeführt werden.

OA Dr.Gerhard Köstl
Abteilung für Kinder und Jugendliche am a.ö. Landeskrankenhaus Leoben